Es gibt in unserem Beruf ja Jobs, die einen geistig jetzt nicht so ganz fordern, wie zum Beispiel das Überstocken von Bestandstreppenstufen. Die Tätigkeit an sich, von der einige behaupten, sie sei schlicht stupide, kann trotz ihrer Einfachheit dahingehend befriedigend sein, dass sich ein schnell sichtbares Ergebnis einstellt. Vorausgesetzt man ist dazu in der Lage, sich auch den kleinsten Erfolg einer noch so stumpfsinnigen Arbeit schönzureden.

Man kniet also irgendwie rum, hält den Presslufthammer auf eine Fläche, die vorher komplett bescheuert aussah, erfreut sich daran, dass sie kurze Zeit später etwas weniger bescheuert aussieht, und hat viel Zeit zum Nachdenken. Zum Beispiel darüber, dass sich unter einigen Kollegen derselben Profession ein Spruch etabliert hat, der aus Jux immer dann losgelassen wird, wenn sich beruflich momentan jetzt nicht so unbedingt die Wahnsinnsperspektive ergibt: Na ja, wenn alle Stricke reißen, kannst du ja immer noch betonstocken. Und während des Stockens muss man sich eingestehen, dass man das auch schon das eine oder andere Mal sagte, verbunden mit der Hoffnung, dass es nie dazu kommen wird.

Der beginnende Schmerz im Handgelenk erinnert jedoch daran, dass es wohl doch dazu kam.
Warum nur? Weil nun mal jeder die Jobs bekommt, die er verdient? Eindeutig zu hart.
Weil auch ein noch so schöner Beruf bisweilen auch wahnsinnig unanspruchsvolle Tätigkeiten beinhaltet? Klingt schon besser.
Weil das liebe Geld verdient werden muss, wenn es verdient werden kann? Sehr gut, wirtschaftliche Notwendigkeiten kommen immer gut.
Weil der Besitzer der Bestandsstufen nun mal eine Treppe überarbeitet haben will und momentan leider keine anspruchsvolle Gartengestaltung nach barockem Vorbild möchte mit Wegen, Mauern, Brunnen und am Schluss noch Skulpturen aus Naturstein? Ausgezeichnet, man erfüllt folglich nur gnaden- und selbstlos serviceorientiert, wie wir Metzen nun mal sind, den heiligen Kundenwunsch. Prima.

 

Seitenblicke aus STEIN im Juli 2014.

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