24.06.2014

Technik

Mit dem Diamantseil sägen

Tempo rauf, Schnittkosten runter. Das Diamantseil hat sich im Handwerk und der Steinindustrie als zuverlässiges und wirtschaftliches Produktionsmittel etabliert. Die Einsatzformen sind vielseitig und reichen vom Rohmaterialabbau im Steinbruch über den Block- und Konturenschnitt mit einem einzelnen Seil bis zur Rohplattenproduktion auf Multi-Seilsägen. Besonders eindrucksvoll ist die Entwicklung bei der Produktion von Plattenware aus Hartgesteinen.

Das auf rillenfreie Schnitte ausgelegte Blockseil von Diabü besitzt eine sich ab der Perlenmitte konisch verbreiternde Form, die den Anschnitt erleichtert.

 

Der Siegeszug der Seilsägen wäre dort ohne die Fortschritte in der Seilproduktion undenkbar. Niedrige Querschnitte, schnittfreudige Perlen, robuste Trägerseile: Aus diesen Zutaten bauen die Hersteller Werkzeuge, die der Markt verlangt. Die Vorgaben der Anwender sind klar. Wer im international hart umkämpften Steinmarkt bestehen will, muss seine Kosten minimieren und auf Trends kurzfristig reagieren. Dünne Seile bedeuten weniger Materialabtrag, weniger Sägeschlamm, mehr Ausbeute pro Block. Vor allem aber auch mehr Flexibilität bei den Schnittlängen und Blockhöhen. Mit Diamantseilsägen lassen sich Rohtranchen in beliebiger Stärke passend zum jeweiligen Auftrag schneiden. Dadurch erhöht der Steinmetz die Materialausbeute und gewinnt neben dem Kern für das Grabmal auch noch die Einfassung und zusätzliche Sockel aus einer Tranche. Die Küchenproduktion hingegen benötigt großformatige Rohplatten für einteilige Küchenplatten und großformatige Kochinseln. Schnitte bis zwei Meter Tiefe sind keine Seltenheit.

 Bei Magna in Loitsche steigert eine Multiwire mit bis zu 70 Seilen die Sägekapazität.
Im Bild: André Koch prüft den Sitz auf den Führungsrollen.

 

Aufbau der Sägeseile
Der Anspruch an die Schnittqualität hängt von der Art des Schnittes ab. Beim Tranchenschnitt soll die Schnittfläche ohne Nacharbeit direkt auf der Schleifstraße weiterverarbeitet werden. Beim sogenannten Kopfschnitt wird lediglich eine Lagerfläche am Block für das Aufbänken erzeugt.
Perlen, Trägerseil sowie die Befestigung der Perlen auf dem Träger unterscheiden sich je nach Anwendungsart. Blockseile haben einen wesentlich längeren Schnittspalt, in dem mehr Perlen zur gleichen Zeit am Zerspanungsprozess beteiligt sind. Für Multiwire-Seilsägen wird wegen der hohen Anzahl an Seilen im Schnitt ein geringerer Durchmesser je Seil angestrebt. Zugleich muss jedes Seil für einen wirtschaftliches Sägen reißfest und verschleißarm sein, um nicht zu oft gewechselt zu werden. Jeder Seilriss oder -wechsel kostet Zeit. Die Seildurchmesser sind derzeit bei 6,3 Millimetern im Neuzustand angelangt. Das lässt wenig Spielraum für Experimente oder unachtsame Bediener. Die Seile sind der einfacheren Handhabung halber meistens geschlossen. Die Perlenzahl beträgt je nach Anwendung 35, 36 oder 40 Stück je Laufmeter.

Just in Hartha verfügt über zwei Blockseilsägen und eine Multiwire zur Plattenproduktion.
Im Bild: Uwe Schultz bänkt die frisch gesägten Paradisotranchen ab.

 

Schwingungen vermeiden
Der wichtigste Faktor bei Seilsägen ist die Schwingung des Seils. Ob ein Seil vibriert oder ruhig im Schnitt läuft, hängt vor allem vom Zustand der Seilräder und Führungsrollen ab. Entscheidend sind aber auch die Geschwindigkeit des Seils und die Wassermenge. Ziel ist, das Seil gleichmäßig abzunutzen; im Idealzustand läuft das Seil in einer ruhigen Position, dreht sich dabei in seiner Längsachse und reibt die Diamantperlen gleichmäßig rund ab.

 Die Natursteinwerke Poschacher verringern mit auf ihr Rohmaterial abgestimmten Seilen die Nacharbeit beim Polieren. Das Diamantseil erlaubt die Verarbeitung von unterschiedlichen Blockgrößen und -höhen in einer gemeinsamen Aufspannung.

 

Die Laufgeschwindigkeit des Seils variiert je nach Seilhersteller, Einsatzart und Steinhärte zwischen 20 – 40 m/sec. Eine langsame Geschwindigkeit hält das Seil scharf, nutzt es aber auch stärker ab. Nicht jedes Material lässt sich mit dem Diamantseil wirtschaftlich sägen. Bei problematischen Materialien mit Stichen oder bei inhomogenen, beim Schneiden zusammenstürzenden Rohplatten wird nach wie vor das Gattern mit Stahlsand oder Diamantblatt bevorzugt. Generell werden bei Weichgestein im Blockschnitt Sägeseile mit Federn zwischen den Sägeperlen eingesetzt. Rohblöcke aus Hartgestein werden mit Seilen mit Ummantelung aus Gummi oder Kunststoff gesägt.

Wie die verschiedenen Natursteinverarbeiter die Vorteile des Diamantseils nutzen, erfahren Sie in STEIN im Juli 2014.

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