14.12.2020

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Das Grab der Bildhauer

entdeckte Gabriel Heimann Bildhauerschmuck
entdeckte Gabriel Heimann Bildhauerschmuck

Steinmetz- und Bildhauermeister Gabriel Heimann adoptiert ein historisches Familien-Grabmal in seiner Heimatstadt Pirna und entdeckt spannende Spuren, die zum einstigen Besitzer führen: einem in der Regionalgeschichte um die Jahrhundertwende herum wichtigen Bildhauermeister. Bei der Sanierung integriert er eine Hommage an die gemeinsame Zunft.

entdeckte Gabriel Heimann Bildhauerschmuck
Das Grabmal in seinem ursprünglichen Zustand. Als der Wildwuchs auf dem Grab gebändigt war, entdeckte Gabriel Heimann Bildhauerschmuck, der auf die Zunft hinweist. Foto: Anne Fischer

Wie bundesweit viele Friedhofsverwaltungen versucht auch die des Friedhofs in Pirna, historische bedeutende Grabstätten durch Patenschaften zu erhalten. Der parkartig angelegte Friedhof der Evangelisch-Lutheranischen Kirchengemeinde Pirna wurde 1870 eröffnet und beherbergt einige solcher Gräber.

Gabriel Heimann, Steinmetz und Bildhauermeister mit eigenem Unternehmen, suchte sich Anfang 2020 eines davon aus: ein Familiengrab, nahezu komplett überwuchert und nicht besonders gut zu erkennen, weil der darauf gepflanzte Buchsbaum es verdeckte. „Aber ich habe gesehen, dass die Substanz gut ist, denn Wehlener Sandstein ist widerstandsfähig. Außerdem habe ich einen Handwerkerkranz erkannt und fand das Grabmal deshalb passend.“

Denn auch Heimanns Vater ist Handwerker, er arbeitete als Tischler. Als der Wildwuchs auf dem Grab gebändigt war, entdeckte Heimann Elemente, die nur eines bedeuten konnten: „Knüpfel und Bildhauereisen…“ Es stellte sich heraus, dass er die Patenschaft für das Familiengrab von Heinrich Schneider übernommen hatte – einem Bildhauermeister, der um die Jahrhundertwende in Pirna und der Region Dresden wirkte.

Heimann interessierte sich nun besonders für die Geschichte des Grabs und des „Vorbesitzers“. Und tatsächlich brachte der Gang ins Archiv einiges zutage: Neben einer Abschrift des Friedhofsbuchs, das interessante Aufschlüsse über die Lebenszeiten der Familie gab, fand sich im Archiv unter anderem Schneiders Sterbeurkunde, ein technischer Bauplan seiner Bildhauerwerkhalle und sein Briefkopf.

Darin führte er ein Bild des Kriegerdenkmals Pirna, eines seiner großen Projekte, für dessen Ausführung er 1896 von der Stadt 4.199 Mark „zum vollständigen Ausgleich seiner Rechnung“ bekam. Schneider fertigte 1908 außerdem im Auftrag des Pirnaer Verschönerungsvereins den Erlpeterbrunnen nach alten Aufzeichnungen neu. Eben diesen Brunnen sanierte rund 100 Jahre später… – niemand anderes als Gabriel Heimann.

Lesen Sie weiter in der aktuellen STEIN 12/20.

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