20.07.2016

Gestalten

Das Schieferhaus am Zürichsee

Mayen-Katzenberg

Wie ein Kubus im Rolf-Benz-Stil thront das Schieferhaus in schweizerischen Schindellegi über dem Zürichsee. Hinter dem Haus auf Hangseite grasen die Kühe direkt neben der Terrasse. Die Villa mit ihren 400 Quadratmetern Wohnfläche und neun Zimmern scheint jeden Zentimeter Grundstücksfläche für sich einzunehmen. Aus gutem Grund: Die Schweiz ist teuer. Effektives Bauen ist hier ratsam.

Deshalb entschied sich die Bauherrin gemeinsam mit dem in Schindellegi ansässigen Architekturbüro SimmenGroup wohl auch für eine Schieferfassade: Schiefer als Naturstein „schält“ sich mit den Jahren, damit bleibt die originale Farbe behalten und verdunkelt nicht. Zudem ist Schiefer ideal geeignet für witterungsbedingt anspruchsvolle Standorte wie Schindellegi am Zürichsee. Im Winter kann der Schnee einen halben Meter hoch liegen und der Bergnebel hüllt zuweilen die unteren Geschosse ein.

Die große Tiefgarage mit den Wirtschaftsräumen ist fast unsichtbar in den Berg gebaut. Darüber liegt der Eingangs- und Fitnessbereich mit Einliegerwohnung. Im ersten Obergeschoss befinden sich unter anderem die Schlaf- und Kinderzimmer sowie die große bergseitige Südterrasse. Ganz oben bieten Küche, Wohnzimmer, Wintergarten und Außenterrasse einen Ausblick und ein beflügeltes Wohngefühl. Deshalb nennen die Architekten das Gebäude auch „Dragonfly“ (Drachenflug).

Gebäudeansicht von der Bergseite: Die Bewohner des Schieferhauses genießen einen weiten Blick auf den Zürichsee. Foto: Rathscheck Schiefer, Mayen-Katzenberg
Gesamtansicht der beleuchteten Schiefervilla in der Abenddämmerung, Foto: Rathscheck Schiefer, Mayen-Katzenberg
Zurückhaltend dunkel und seidig glänzend präsentiert sich der Schiefer als adäquate Fassadenlösung für witterungsbedingt anspruchsvolle Standorte. Foto: Rathscheck Schiefer, Mayen-Katzenberg

Mittlerweile wohnt die Bauherrin mit ihrer Familie seit fünf Jahren in der Villa. In der Tat wirkt die Fassade wie neu. Sie präsentiert sich immer noch zurückhaltend dunkel und seidig glänzend. „Das Moderne, Schlichte hat uns damals unheimlich gut gefallen. Außerdem wollten wir etwas Besonderes“, resümiert die Bauherrin.

Der Ort Schindellegi kommt von „Schindeln“ und spielt auf die Zeit an, als die Häuser in der Umgebung noch mit Holzschindeln ausgestattet waren. Ein Schieferfassade ist daher in der Tat etwas anderes. Zwar sind die Investitionskosten doppelt so hoch – die Anbringung der Fassade ist reine Handarbeit –, aber dafür gebe es eine dauerhafte Schönheit, die „unterhaltsfrei“ ist, so der Architekt des Hauses Patric Simmen.

Weil der Schiefer als Kalkstein relativ weich ist, kann er leicht gespalten und damit verarbeitet werden. Aufgebracht wurde er in Dynamischer Deckung, welche mit unterschiedlich großen rechteckigen Steinen ausgeführt wird. Die Kanten der Steine sind schief abgeschlagen. Innerhalb der verschieden hohen Gebinde, also der Steinreihen, wurden wechselnde Steinbreiten verwendet. Dadurch entstand ein sehr lebendiges, gleichzeitig jedoch auch geradliniges und modernes Erscheinungsbild, das sich außerdem durch sein unregelmäßiges Fugenbild auszeichnet.

Lesen Sie mehr zur Planung und zur Entstehung des Schieferhauses am Zürichsee in STEIN im August 2016.

Vorheriger Artikel

Nächster Artikel

das könnte Ihnen auch gefallen

Scroll to Top