20.04.2014

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Gräber von gestern?

Es stand in der »Süddeutschen Zeitung« Anfang September auf Seite Eins: »Gräber von gestern«. Eine Tagung in Frankfurt sollte einmal mehr die Entwicklung des Friedhofs ins Visier nehmen. Die Mainmetropole zählt zu den am schnellsten wachsenden Städten Deutschlands. Doch auf ihren Friedhöfen wird immer weniger Platz für Gräber benö­tigt.

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Längst könnten die jährlich etwa 5.000 Toten auf dem Hauptfriedhof bestattet werden, die 30 weiteren Friedhöfe der Stadt würden nicht mehr gebraucht. Die Gründe sind bekannt: die Zunahme der Feuerbestattungen – in Städten wie Frankfurt bereits 65 Prozent –, der Wegfall des Sterbegelds, die Nachfrage nach alternativen Bestattungsmethoden.

Frankfurt ist überall. Steinmetzen, deren traditionelles Geschäft das Grabmal ist, spüren diese Entwicklung schon lange. Jetzt geraten aber auch die Kommunen zunehmend in Zugzwang. Die Gebühren brechen ein, nicht genutzte Flächen müssen dennoch gepflegt werden, der Friedhof wird zum Minusgeschäft. Wir stehen vor einer Zäsur, sagt Frankfurts Umweltdezernentin Rosemarie Heilig, Initiatorin des Friedhofsymposiums, das am 13. September stattfand. Sie möchte eine öffentliche Debatte darüber auslösen, wie der Friedhof in Zukunft aussehen kann. Interdisziplinär sollen Experten darüber diskutieren. Auch in Köln tauschten sich Anfang September Fachleute über die Zukunft der Friedhöfe aus: Architekten, Stadtplaner, Friedhofsverwalter, Soziologen und Steinmetzen. Keine Disziplin wird für sich allein das Problem der schrumpfenden Grabflächen auf Friedhöfen lösen können. Es gilt, den Friedhof als öffentlichen Raum zu begreifen und zu gestalten, der in Zukunft vermehrt auch andere Funktionen erfüllen kann als die der letzten Ruhestätte. Grabzeichen, die sich ändernden Bedürfnissen gerecht werden, sind ein Beitrag. Viel wichtiger aber ist, dass sie in ein Raumkonzept eingebunden sind. Der Friedhof als Erlebnisraum, als öffentlicher Park, in dem Totengedenken möglich ist – eine Idee des Friedhofgipfels in Köln. Dazu können Steinmetzen – in Kooperation mit Planern und anderen Gewerken – heute mehr beitragen, als gut gestaltete Grabzeichen zu versetzen.

Lesen Sie mehr über neue Konzepte für den Friedhof im STEIN im November.

Bild: Der Riensberger Friedhof in Bremen wirkt wie eine Parkanlage. Bukk/wikipedia.org

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