16.03.2014

Baustelle

Grabsteine aus Kinderhand

Sie schuften von früh bis spät, sind Hitze und Staub hilflos ausgeliefert. Kinder in chinesischen und indischen Steinbrüchen. Das Ergebnis ihrer Knüppelei steht als Grabstein auf deutschen Friedhöfen. Die Grünen drängen jetzt auf schärfere Gesetze. In den vergangenen 20 Jahren soll die Verbreitung von Grabsteinen aus Indien und China deutlich zugenommen haben. Schätzungen zufolge stammen 30 bis 60 Prozent aller Grabsteine, die nach Deutschland importiert werden, aus Indien. »Brot für die Welt« geht gar von 80 Prozent aus. Die meisten sollen in Kinderarbeit entstanden sein. Schluss damit, fordern die Hamburger Grünen. Und orientieren sich dabei am Vorbild anderer. Auf Friedhöfen in Saarbrücken etwa sind seit 2010 Grabsteine verboten, die nicht nachweislich ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt wurden. »Wir würden es begrüßen, wenn die Hamburger Friedhofsträger sich dem Saarbrückener Beispiel anschließen«, sagt Katharina Fegebank, Expertin der Grünen-Fraktion für Internationales.

Mit einem Antrag an die Bürgerschaft wollen die Grünen gesetzlich regeln, dass Friedhofsträger festlegen dürfen, dass nur Grabsteine aus fairem Handel und nicht aus Kinderarbeit verwendet werden dürfen. Zudem soll eine Gesprächsrunde zum Thema initiiert werden. Von der Steinmetz-Innung kommen Zustimmung und Zweifel. »Wir unterstützen alle Maßnahmen, die Kinderarbeit ächten und unterbinden. Die Steinmetzinnung hat bereits eine entsprechende Selbstverpflichtung umgesetzt. Wir kaufen unsere Rohsteine aus Betrieben, bei denen wir uns über die Arbeitsbedingungen sicher sein können«, sagte der stellvertretende Obermeister Michael Karbenk. Dass rund die Hälfte aller verkauften Grabsteine in Deutschland aus Kinderarbeit stammen sollen, glaubt er nicht. »Wir bearbeiten die Natursteine hier in Hamburg mit ausgebildeten Facharbeitern. Fertigprodukte aus Kinderarbeit werden von den Innungsbetrieben nicht angeboten.«

Filmtipp: Der Dokumentarfilm »Grabsteine aus Kinderhand« zeigt, unter welchen elenden Umständen indische Kinder im Steinbruch arbeiten müssen.

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