18.02.2016

Chancen

Frauen im Handwerk

Jasmin Rochau ist eine der besten in ganz Baden-Württemberg und gleichzeitig eine Exotin in ihrem Fachbereich. Denn Fliesenlegerinnen gibt es nur sehr wenige. Die 21-Jährige aus Giengen wurde in ihrer Lehre zur Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerin nicht nur Kammersiegerin der Innung Ulm, sondern erreichte beim Landeswettbewerb der besten Fliesenleger in Stuttgart den 4. Platz. Nach erfolgreichem Abschluss ihrer Lehre wurde Jasmin Rochau als Gesellin bei der Fliesen MACK GmbH fest angestellt. Wir haben mit der jungen Handwerkerin über ihren Beruf gesprochen.

 

STEIN: Wie sind Sie zum Fliesenlegen gekommen?

Jasmin Rochau: Ich wollte eigentlich Schreinerin werden. Schon in meiner Kindheit habe ich zusammen mit meinem Opa viele Sachen aus Holz gebaut. In der neunten Klasse hatte ich mich dann bei sämtlichen Schreinereien beworben. Es wollte mich aber niemand. „Kein Mädchen“, hieß es immer. Auch in der 10. Klasse habe ich es wieder probiert. Dann habe ich ein Berufseinstiegsjahr gemacht und musste ein Praktikum finden. Meine Eltern haben mich darauf hingewiesen, mich doch einmal bei Fliesen MACK zu bewerben. Und so bin ich zum Fliesenlegen gekommen.

Ist es schwierig, sich als Frau in einem von Männern dominierten Handwerk durchzusetzen?

In meinem Betrieb habe ich es nicht schwer. Ich hatte bisher eigentlich noch nie Probleme oder wurde blöd angeredet von wegen „Was macht denn eine Frau auf dem Bau?“. Im Gegenteil: Mit mir sprechen alle offen und finden es toll, dass eine Frau als Fliesenlegerin arbeitet. Oft bin ich sogar besser angesehen als die Männer.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf besonders gut? Und welche Arbeiten mögen Sie weniger?

Außer Sockelkleben gefällt mir eigentlich alles. Das Treppensockelkleben mag von uns keiner. Sonst fällt mir nichts Negatives ein… Gerade arbeite ich auf einer Baustelle, zu der ich über einen halben Kilometer laufen muss, aber das finde ich nicht schlimm. Und schweres Tragen bin ich mittlerweile auch gewohnt.

Macht das die Übung? Sind Sie da mittlerweile routinierter geworden?

Die ersten zwei bis drei Monate bin ich abends ins Bett gefallen und wollte nichts mehr wissen, aber mittlerweile geht es ganz gut. Außer ich habe wirklich 50 Kilogramm zu tragen. Da brauche ich dann auch Hilfe.

Arbeiten Sie als gelernte Fliesenlegerin auch mit Naturstein und haben Sie in den letzten fünf Jahren einen Trend in Sachen Fliesendesign erkannt?

Ab und zu verlegen wir auch Naturstein. Was wir ziemlich oft machen sind großformatige Fliesen – sowohl Keramik als auch Naturstein. Ja, großformatige Fliesen kommen immer mehr.

XXL-Formate verlegen ist auch ein großes Thema in der März-Ausgabe der STEIN. Im Artikel „Naturstein XXL“ ab Seite 18 sehen Sie Jasmin Rochau in Aktion und erfahren, warum sich Architekt und Bauherr eines Wohnhauses in Heidenheim für Jura-Marmor-Fliesen im Format 61 x 61 x 1,3 Zentimeter entschieden haben.

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