18.07.2017

Gestalten

Steine verbinden

Am liebsten arbeitet Rudolf J. Kaltenbach mit Schwedisch Schwarz, denn er liebt die „Auseinandersetzung“ mit vulkanischem Gestein. „Man führt einen Dialog“, sagt der Steinbildhauer aus Berlin, der „keinen Stein verschmäht“ und auch mit Rosso Balmoral und verschiedenen Halbedelsteinen gearbeitet hat. Den Künstlern, die er und die Bildhauerin Silvia Christine Fohrer zu den Bildhauersymposien „Steine ohne Grenzen“ nach Berlin und Brandenburg einladen, überlassen sie jedoch die Wahl des Materials, besorgen ihnen ihre Wunsch-Steine sowie Maschinen und Werkzeuge. Denn das mehrwöchige Symposium findet zwar in und um Berlin statt, ist aber international besetzt. Das erste veranstalteten Kaltenbach und Fohrer 2001. In diesem Jahr luden sie zum zwölften Mal Bildhauer ein, um „den Stein zum Menschen zu bringen“, wie Kaltenbach sagt.

Silvia Fohrer arbeitet an ihrer Skulptur aus Spektrolith (Foto: Rudolf J. Kaltenbach)
Silvia Fohrer, Teil der Skulpturinstallation, Spektrolith aus Finnland (Foto: Sivia Fohrer)
Rudolf J. Kaltenbach arbeitet an seinen Skulpturen aus Granit (Balmoral aus Finnland und Rosa Beta aus Italien) (Foto: Silvia Fohrer
Nachbarschaftsklopfen in Sandstein (Schweinstaler Sandstein) (Foto: Silvia Fohrer)

Ein Traum von 5.000 Skulpturen

 

Finanziert werden die Symposien ausschließlich durch Sponsoren und damit ganz ohne staatliche Hilfen. In diesem Jahr ist die HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft der Hauptsponsor – die eingeladenen Künstler aus Deutschland, Weißrussland, Senegal und Polen arbeiten noch bis zum Herbst in fünf HOWOGE-Innenhöfen der Plattenbausiedlung Berlin-Marzahn. Einmal in der Woche lädt die Bildhauerinitiative zu einem Kinder- und Jugendprojekt und zum sogenannten Anwohner-Steineklopfen, bei dem Sandsteine vor Ort bearbeitet werden, die anschließend in den Höfen bleiben.

Bisher sind während der „Steine ohne Grenzen“-Symposien 184 Skulpturen entstanden, die in und um Berlin stehen – beispielsweise in Bad Belzig, Teltow, Bernau, Berlin-Buch und Berlin-Mitte. Vergleichbare Initiativen gibt es auch in Frankreich, Österreich und Tschechien, sodass insgesamt bereits 500 Steinskulpturen „für Völkerverständigung und Versöhnung zwischen den Staaten“ aufgestellt werden konnten. Rudolf J. Kaltenbach träumt von einer 5.000 Kilometer langen Straße der Skulpturen, auf der 5.000 steinerne Kunstwerke stehen.

Die Idee geht auf den Bildhauer Otto Freundlich zurück, der eine „völkerverbindende Straße der Skulpturen“ plante. Doch Freundlich wurde 1943 im deutschen Konzentrationslager Sobibor ermordet.

Nach dem Vorbild von Otto Freundlich

Für die Berliner Initiatoren ist der Bezug zu Otto Freundlich sehr wichtig. „Otto Freundlich wollte eine Skulpturenweg der Versöhnung von Paris nach Moskau und einen der Toleranz von Moskau nach Paris“, sagt Kaltenbach. In Verneigung vor dem Bildhauer, dessen Todestag sich im kommenden Jahr zum 75. Mal jährt, wird das nächste Symposium in Stolp (Pommern), dem Geburtsort Freundlichs, stattfinden.

 

Weitere Informationen unter: steineohnegrenzen12.jimdo.com

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