04.07.2018

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Skulptur des Monats: Steinerne Ansichtskarte aus Solingen

Buschmesser: Das steingewordene Solinger Schneidwerkzeug rechts an der Hecke. Links eine namenlose Stahlplastik von Thomas Röthel

Stahlprodukte aus Solingen, allen voran Messer, sind in der ganzen Welt ein Begriff. Selbst im südamerikanischen Dschungel warnte Bud Spencer im 1973er Kinoklassiker „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ seinen Kompagnon Terence Hill vor einer „Ansichtskarte aus Solingen“ in seinem Rücken – sprich dem Springmesser in der Hand des anschleichenden Angreifers. Zum zehnten Jubiläum der Solingen-Messe (8. & 9. Juni 2018) hat ein ortsansässiges Natursteinunternehmen nun ein überdimensionales Steinmesser geschaffen.

Buschmesser: Das steingewordene Solinger Schneidwerkzeug rechts an der Hecke. Links eine namenlose Stahlplastik von Thomas Röthel, die parallel ausgestellt wurde. (Foto: Armin B. Pauly)
Türsteher: Die schneidige Natursteinskulptur bewachte im Juni 2018 den Eingang der Solingen-Messe. (Foto: Armin B. Pauly)
Soll das Werk den Meister loben: Das Natursteinmesser und der Künstler, Steinbildhauer Hartmut Hegener. (Foto: Armin B. Pauly)
Hier hängt nicht das Schwert des Damokles, sondern das Buttermesser des Hartmut Hegener auf dem Betriebsgelände von Marmor Pauly. (Foto: Armin B. Pauly)

Hübsch unhandlich

Auf der Solingen-Messe stehen die Produkte der lokalen Industrie im Zentrum, in der klassischen Klingenstadt selbstverständlich ganz besonders die bekannten Stahlwaren. Direkt gegenüber des Veranstaltungsorts dieser größten Wirtschaftsschau im Bergischen Land – der örtlichen Eissporthalle – befindet sich das Betriebsgelände von Marmor Pauly, wo man allerdings seit 1871 in Naturstein macht. „Ein Messer muss nicht immer aus Stahl sein“, dachte sich schließlich auch Inhaber Armin B. Pauly, Architekt und Diplom-Bauingenieur.

Und handlich auch nicht: Mit dem selbstständigen Steinbildhauer Hartmut Hegener fertigte er eine Buttermesser-Skulptur im Maßstab 10:1, um diese vor dem Eingang zur Messe aufzustellen und darauf hinzuweisen, dass es neben der stolzen Stahltradition auch langjährige Steinmetztätigkeit gebe. 2,30 Meter misst das Messer mit einem Griff aus geschliffenem Anröchter Grünstein, einem Kalksandstein aus der Gegend um Soest. Die feingeschliffene Klinge aus „Belgisch-Granit“, dem belgischen Pendant zum Aachener Blaustein, wurde mit eingeschliffener Glasfaserarmierung angefertigt. Der Kontrast zwischen dunklerer Klinge und hellerem Griffstück wird durch den unterschiedlichen Schliff unterstützt, der den Belgischen Blaustein besonders dunkel wirken lässt. Zur Aufstellung verankerte man das Kunstwerk auf einem Sockelstein aus Schwarz-Schwedisch im Bereich des Haupteingangs.

Kunstausstellung flankierte Messe

Weil Pauly ein weltoffener, kunstsinniger Mensch ist und das „Messer aus Naturstein“ ein Augenzwinkern gegenüber anderen Materialien beinhaltet, fand parallel zur Messe vom 8. – 10. Juni 2018 auf seinem Werksgelände gegenüber eine Kunstausstellung mit verschiedensten Materialien statt – neben Werken von Bildhauern und Malern u. a. auch Stahlskulpturen von Thomas Röthel und Stephan Mensler. So entstand eine Brücke zwischen Werkstoffen und Straßenseiten.

Nach Beendigung der Veranstaltung zeigte die Stadt Solingen allerdings kein Interesse mehr am Verbleib des potenziellen Postkartenmotivs vor der Eissporthalle – daher findet das monströse Messer bald eine neue Heimat bei einem bekannten Stahlwarenhersteller.

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