18.10.2016

Chancen

Die zündende Idee

Wenn ein Handwerker zu neuen Horizonten aufbrechen will, muss er bereit sein, ausgetretene Pfade zu verlassen. Denn Innovationen entspringen oft einer neugierigen Skepsis gegenüber dem vermeintlich Planmäßigen und Regelhaften. Oder sie sind schlicht die Lösung für ein Problem.

Gute Ideen tarnen sich gern als spontane Geistesblitze aus heiterem Himmel. Tatsächlich sind sie aber das Ergebnis harter Arbeit und des oft unerwarteten Zusammentreffens günstiger Umstände. Sie entspringen einem Denken, das seiner Zeit voraus und auf Märkte und Bedürfnisse zugeschnitten ist, die nur bedingt vorhersehbar sind.

Das Ehepaar Seeberger freut sich über den Bayerischen Innovationspreis für seine Natursteinheizung mit Nanotechnologie. (Foto: iStock, Seeberger GmbH)
Die Ladestation aus Naturstein ist eine Idee von Steinmetz Stefan Seeberger. Inspiriert haben ihn seine Kinder, die ständig ihre Ladekabel suchten. (Foto: Seeberger GmbH)
Stefan Seeberger hat auch eine Wand aus Onyx kreiert, die von beiden Seiten beleuchtet ist. (Foto: Seeberger GmbH)
Auf die Idee, Stein zu biegen, kam Stefan Seeberger, als eine Moschee aus Algerien eine Anfrage für die Gestaltung der Kuppel stellte. (Foto: Seeberger GmbH)
„Mit der Zeit gehen heißt, ihr voraus zu sein“, sagt Johannes Artmayr, Geschäftsführer Strasser Steine über den innovativen Küchenblock ST-ONE. (Foto: Strasser Steine GmbH)

So begann die Geschichte des Nano-Stone-Furniers schlicht mit einem Zufall. Auf der internationalen Fachmesse und Konferenz Material Vision liefen sich im Jahr 2005 Eberhard Richter, Geschäftsführer von Richter Akustik & Design aus dem niedersächsischen Melle, und ein Schieferexperte zufällig über den Weg. Nach einem ausführlichen Gespräch beschlossen die beiden, künftig zusammenzuarbeiten. So entstand das Produkt Stone-Veneer – ein Furnier aus echtem Schiefergestein. Doch wie werden Unternehmen innovativ, wenn Genosse Zufall nicht im Spiel ist? Nur mit „Versuch und Irrtum“? Nicolai Andersen, Leiter des Bereichs Innovation bei Deloitte Analytics, verstehe Innovation „nicht notwendigerweise als die Erfindung eines neuen Produkts oder einer Dienstleistung. Sie ist vielmehr das Erstellen eines lohnenswerten, neuen Angebots, das vom Kunden auch als lohnenswert und neu empfunden werden muss.“

So hat es Eberhard Richter mit den Steinfurnieren gemacht. Er hat das Thema Furnier von Kunststoff auf Naturstein übertragen. „Es genügt nicht allein, Neuerungen zu kreieren, man muss sie auch verkaufen. Dazu sollte man in andere Branchen schauen und sich mit vielen Menschen unterhalten“, so sein Credo. Eine Möglichkeit, um an Fördertöpfe zu kommen, ist für ihn die Zusammenarbeit mit Hochschulen. Das hat inzwischen auch die Bundesregierung erkannt. Im Rahmen ihrer Innovationspolitik hat sie unlängst die Förderverfahren für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) vereinfacht. „Wir wollen, dass kleine und mittlere Unternehmen mehr Forschung und Innovation wagen“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka.

In Zeiten des wirtschaftlichen Wandels kann sich kein Handwerksbetrieb Stillstand leisten. Aber bei aller Lust am Vordenken und Herumprobieren werden – wie überall in Wirtschaft und Gesellschaft – Innovatoren am Ende immer auch am Erfolg gemessen. Und damit stecken sie bereits in einem Dilemma. Schon Johann Wolfgang von Goethe hatte angemerkt: „Jede Lösung eines Problems ist ein neues Problem.“ Für Innovatoren ist dies eine schlechte und eine gute Nachricht: Das Denken und der Zweifel haben immer einen Anfang, aber kein Ende. Es gibt dafür aber immer neue Horizonte zu entdecken.

Erfahren Sie mehr über Innovationen in Handwerksbetrieben in STEIN im November 2016.

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