20.03.2014

Baustelle

Ägyptens kulturelles Erbe in Gefahr

UNESCO/Giovanni Boccardi

Mit Grabräubern hatte Ägypten schon immer zu kämpfen – doch seit der Revolution ist dieses Problem noch größer geworden: Räuber räumen nicht nur Grabkammer, sondern plündern auch Museen, denn die archäologischen Schätze werden nicht mehr ausreichend bewacht. Im August dieses Jahres stürmten Eindringlinge das archäologische Museum von Mallawi in der südlichen Provinz Al-Minia. Sie stürzten Vitrinen um und zerstörten Statuen, die zum Wegtragen zu schwer waren. Fast die gesamte Sammlung verschwand. Das Ägyptische Museum in Kairo wurde schon im Januar 2011 geplündert, auch dort zerstörten Randalierer viele Ausstellungsstücke. Außerdem gehören illegale Ausgrabungen seit der Revolution leider zum Alltag, denn Antiquitätendiebstahl ist ein sehr profitables Geschäft. Laut Unesco sind auch religiöse Bauten in mehreren Städten von Zerstörungen betroffen. – Die Vernichtung von Kulturgütern hat mit der aktuellen Welle von Plünderungen eine neue Qualität erreicht.

Der Grund dafür ist die mangelnde Überwachung der historischen Stätten: Nach den Aufständen hatte sich der Sicherheitsapparat zurückgezogen. Heute sind die Polizisten zwar wieder auf den Straßen, jedoch hauptsächlich mit den immer wieder stattfindenden Protesten beschäftigt. Hinter diesen Angriffen auf das kulturelle Erbe stecken verschiedene Motivationen: Einerseits wollen fanatische Islamisten die Überbleibsel der »heidnischen Pharaonen« aus der Welt schaffen. Andererseits entlädt sich auch die allgemeine Wut auf den Staat in Gewaltakten gegen staatliche Einrichtungen. Vor allem jedoch lassen sich antike Kunstgegenstände zu Geld machen.

Die Unesco zeigt sich sehr besorgt über das Kulturerbe des Landes. Die Generaldirektorin der UN-Organisation für Bildung und Kultur, Irina Bokowa, sprach von »nicht wieder gut zu machenden Schäden für die Geschichte und die Identität des ägyptischen Volkes«. Die Unesco-Generaldirektorin forderte dazu auf, Museen, historische Stätten und Denkmäler zu schützen. Die Behörden in Ägypten sollten zudem den Handel mit gestohlenen Kulturgütern unterbinden. Bleibt zu hoffen, dass sich die Verhältnisse in Ägypten schnell bessern, denn »Das einzigartige kulturelle Erbe Ägyptens ist nicht nur ein Erbe der Vergangenheit mit seiner wechselvollen Geschichte, sondern auch ein Vermächtnis für kommende Generationen«, so Unesco-Generaldirektorin Bokowa.

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