Losverfahren sichert faire Vergabe
Deutschlandweit leeren sich die Friedhöfe. Deutschlandweit? Nein. Ein kleines bayrisches Städtchen hat so beliebte Grabstätten, dass es ein Losverfahren durchführt.
Der Alte Friedhof in Berchtesgaden ist schön und altehrwürdig, 1685 an einem terrassierten Steilhang angelegt. Er steht unter Denkmalschutz und ist geprägt durch imposante Grabmäler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Und er ist eine begehrte letzte Ruhestätte – die Friedhofsverwaltung der Gemeinde hat deshalb einen ungewöhnlichen Entschluss gefasst: Die Wiederbelegung hat im Juli mittels Losverfahren stattgefunden. 140 Erdbestattungs- und 60 Urnengräber hat die Stadt neu vergeben. Rund 280 Bewerber nahmen am Verfahren teil. Zugelassen wurde, wer einen Wohnsitz im Friedhofsverbandsgebiet und einen entsprechenden Antrag gestellt hat.
Oliver Wirthmann, der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Bestatter, hält das unkonventionelle Verfahren für ein gutes Zeichen für die Friedhofskultur. In Zeiten, in denen der Trend zu Urnenwänden und Friedwäldern stetig wächst, klagen deutsche Friedhöfe sonst ja eher selten über Platzmangel.
Eine Umfrage des Forschungsinstituts Emnid spiegelt diese Entwicklung wider: Nur jeder vierte Deutsche will demnach noch in einem Sarg und unter der Erde begraben werden. Fast zwei Drittel lassen sich einäschern. 13 Prozent derer, die auf einem Friedhof bestattet werden wollen, setzen dabei auf Urnenwände oder ein Grab unter einem Baum – Motto: möglichst pflegeleicht für die Hinterbliebenen.
Für die Grabplätze in Berchtesgaden haben sich vor allem Bürger beworben, die in ihrer eigenen Gemeinde bestattet werden wollen. Der Alte Friedhof war zuvor jahrzehntelang voll belegt. Nur Alteingesessene, deren Familien noch ein Grabrecht besaßen, konnten ihre Verstorbenen auf dem Friedhof bestatten. Er umfasst ingesamt rund 1.500 Grabstätten. 200 von ihnen sind nun in einem fairen Verfahren neu vergeben.