15.09.2020

Baustelle

Des Kaisers grüner Baldachin

einer Temperatur von rund 90 °C sowie einer weiter aufgefächerten Flachstrahldüse von 40 °C. Foto: Kärcher
einer Temperatur von rund 90 °C sowie einer weiter aufgefächerten Flachstrahldüse von 40 °C. Foto: Kärcher

Industriekletterer arbeiten in schwindelerregender Höhe und entfernen mittels Heißwasser und Hochdruck biogenen Bewuchs: Im Rahmen seines Kultursponsorings reinigt Kärcher das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica.

Selten war ein Herbstputz so sehenswert wie dieser – sowohl für die Putzenden, als auch für die Zuschauer: Bei den Reinigungsarbeiten am Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica hat Kärcher im September und Oktober 2019 mit sechs Industriekletterern kooperiert, die sich vor der beeindruckenden Kulisse des Wesertals von dem fast 90 Meter hohen Denkmal abseilten. Durch die schon herbstlichen Temperaturen und den Einsatz von Heißwasser-Hochdruckreinigern entstanden weithin sichtbare Dampfschwaden. Bei gutem Wetter konnte man die Arbeiten schon vom Tal aus erkennen. Auch der Reinigungseffekt ist sehr eindrucksvoll – denn die entfernten Algen, Flechten und Moose hatten teilweise bis zu 100 Jahre Zeit, sich auf dem Denkmal anzusiedeln. Der lange Zeitraum erklärt, warum Kaiser Wilhelm neben dem Algenbewuchs, auf dem sich nach und nach Moose und Flechten festsetzten, sogar schon Gesellschaft von einem kleinen Bäumchen bekam. Dieser höhere Bewuchs ist kein ausschließlich visuelles Problem – der Baum, der sich auf der obersten Monumentspitze angesiedelt hatte, trieb auch Wurzeln in Stein und Fugen, was zu Steinsprengungen führen kann und den Naturstein nicht mehr atmen lässt. 

Bevor es im Herbst 2019 auf das Dach des Kaisers geht, analysiert Kärcher gemeinsam mit dem Denkmalamt und dem Eigentümer, der Westfälisch-Lippischen Vermögensverwaltungsgesellschaft, die wirksamste und schonendste Reinigungsmethode. Vorab angelegte Musterflächen helfen bei der Entscheidung. Das Denkmalamt setzt den Erhalt der originalen Bausubstanz als oberste Priorität. Denn der einst verwendete Porta-Sandstein ist seit den 1940er-Jahren schon allein als Werkstein zur Rarität geworden: Die entsprechenden Steinbrüche sind erschöpft oder stillgelegt, bei der Restaurierung der Ringmauer des Denkmals 2017 kommt deshalb der hellere Obernkirchener Sandstein zum Einsatz. Das Reinigungsverfahren soll also so wenig abrasiv wie möglich sein. Prinzipiell wäre auch die komplett manuelle Reinigung mit Wurzelbürsten denkbar, wegen des hohen Aufwands ist dies aber nicht wirtschaftlich. Die Entscheidung fällt also auf die Heißwasser-Hochdruckreinigung, mit der auf den Einsatz von Chemie verzichtet werden kann. 

Sockel und Baldachin des Denkmals reinigt das Team um Thorsten Möwes, der als Experte von Kärcher für die Durchführung vor Ort zuständig war, mit Heißwasser-Hochdruckreinigern mit reduziertem Oberflächendruck von 1 bis 1,5 bar und einer Temperatur von rund 90 °C sowie einer weiter aufgefächerten Flachstrahldüse von 40 °C.  Die Methode nimmt den biologischen Bewuchs gleichmäßig ab und verzögert durch die Hitzedenaturierung auch das Wachstum von neuem Moos. Am Sockel entfernt Kärcher Kalkablagerungen auf der Steinoberfläche mit der Niederdruck-Partikelstrahltechnik und einem feinen Aluminiumsilikat als Strahlmittel. Die Ablagerungen sind durch Regenwasser entstanden, das durch den Sandstein sickerte und dabei Mineralien genommen hat, die sich bei der Verdunstung an den Austrittsstellen ablagerten. 

Bis zu sechs professionelle Heißwasser-Hochdruckreiniger sind bei der Säuberung gleichzeitig im Einsatz. Hochdruckschläuche befördern das unter Druck gebrachte Wasser zum Einsatzort, wo vier bis sechs Kletterer an der Hochdruckpistole den Bewuchs ablösen und wegspülen. Die Reinigungsarbeiten am Sockel und im Innenraum der Kuppel des Kaiser-Wilhelm-Denkmals werden von einer Hubarbeitsbühne und einem Gerüst aus durchgeführt.

Lesen Sie mehr in der STEIN 3/2020.

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