Auch Schulz profitierte von der Nähe des Steinbruchs. „Die Steine wurden nach und nach von einem einzigen LKW geliefert“, sagte er. Die Entscheidung für den heimischen, roten Stein sei bereits ganz am Anfang seiner Wettbewerbsbeteiligung gefallen. Alternative Überlegungen zur Fassadengestaltung habe es für sein Büro nie gegeben, sagte Schulz und bekannte sich damit klar zur Verwendung von Naturstein für nachhaltiges Bauen.
Das wurde von den Vertretern der Natursteinbranche natürlich äußerst positiv aufgenommen, schließlich hatten sie gerade wieder sehen müssen, dass der Import von Natursteinen sehr kritisch gesehen wird. Die Fernsehsendung „frontal 21“ berichtete am 14. März 2017 von unhaltbaren Zuständen in asiatischen Steinbrüchen und prangerte an, dass Baumärkte nur selten Zertifikate von ihren Zulieferern verlangen.
Für die Natursteinzertifizierer von Fair Stone e.V. ist das eine wenig differenzierte Sichtweise, die sie heftig kritisieren. Fair Stone vergibt Zertifikate nach strengen Regeln und wirbt dafür, dass eine übergeordnete Stelle, die die Anforderungen an die Zertifikate festlegt, in Deutschland eingerichtet wird. James Herrmann, Geschäftsführer von Fair Stone e.V., ist dankbar, dass die Bundesregierung die „Siegelklarheitplattform“ Ende 2016 um die Kategorie Naturstein erweitert hat. „Als glaubwürdig wurden Fair Stone und die beiden Xertifix-Label eingestuft“, sagte Herrmann. Der nächste Schritt müsse eine „generelle Akkreditierung“ für Naturstein sein, die politisch gewollt und von der Politik festgelegt werde. „Ohne staatlich festgelegte Kriterien ist ein Siegel nicht glaubwürdig“, ergänzte Reiner Krug, Geschäftsführer des Deutschen Naturwerkstein-Verbandes. Krug weiter: „Man braucht einen Kriterienkatalog, was die Mindestanforderungen für ein Siegel sind.“
Walter Riester, ehemaliger Bundesarbeitsminister, gelernter Fliesenleger und seit langem Mitglied bei Fair Stone, fand den Ruf nach Politikern, die etwas regeln, naturgemäß richtig. Er definierte die Aufgabe der Politik: Sie solle „Normen, Regeln und Gesetze für Nachhaltigkeit“ schaffen. Deshalb erscheine ihm Akzeptanz sehr wichtig. Doch man müsse beachten, dass Akzeptanz ein Prozess sei und sich wandeln könne.