16.06.2017

Baustelle

Kompresse für die Dresdner Frauenkirche

Das Gesims am Chor der Dresdner Frauenkirche besteht zum Großteil aus 290 Jahre alten Gestein, das während der Zeit des Wiederaufbaus der Kirche in den Neubau integriert wurde. Mit der Zeit hat der Naturstein durch Bewitterung Salze aufgenommen, die das Material beschädigten. Nun muss der historische Sandstein entsalzt und gefestigt werden.

Die im 18. Jahrhundert errichtete Kirche ist im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt und zusammengestürzt. Für den Wiederaufbau von 1994 bis 2005 wurde das historische Material aus dem 22.000 m³ großen Trümmerberg verwendet. Die Frauenkirche besteht zu 45 % aus historischem Gestein. Beim Wiederaufbau wurden insgesamt 8.425 alte Werksteine, eingesetzt – wie auch an der Außenwand des Chores, die aus dem größten zusammenhängenden Ruinenteil besteht.

Der über 290 Jahre alte Stein muss besonders an den dunklen Stellen gepflegt werden. (Foto: Oliver Killig)
Bevor die Kompresse auf den Sandstein gelegt werden kann, wird er gereinigt. (Foto: Oliver Killig)
Anschließend wird die Masse aus Zellstoff, Tonmineralien und destilliertem Wasser aufgetragen. (Foto: Grit Jandura)
Die Kompresse bleibt eine gute Woche auf dem Stein und entzieht ihm das Salz. (Foto: Grit Jandura)

Reinigung und Entsalzung des historischen Gesteins

Bevor der Naturstein auf Höhe des Chorgesimses entsalzen werden kann, muss er zunächst vorsichtig trocken und danach feucht gereinigt werden. Anschließend wird eine Kompresse – bestehend aus Zellstoff und Tonmineralien – die mit destilliertem Wasser zu einer Masse vermischt wird – auf den Sandstein gelegt. Eine gute Woche verbleibt sie auf dem Naturstein, bis sie ausgehärtet ist. „Wie lange die Entsalzungsmaßnahmen dauern, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Sicherlich werden wir bis in den Juli hinein brauchen – je nachdem, wie viele Entsalzungszyklen notwendig sind“, erklärt Thomas Gottschlich, Architekt und Leiter der Kirchbauverwaltung. Schließlich werden die Arbeiten im Freien durch die Witterung stark beeinflusst. Es darf weder zu kalt noch zu heiß sein, damit die Kompresse kontrolliert aushärten kann“, klärt Gottschlich auf.

Neben der Entsalzung werden die Oberflächen des Sandsteins überprüft und zum Teil mit einem Festiger geschützt. Darüber hinaus können auch weitere Arbeiten, wie Steinergänzungen oder Verfugungsmaßnahmen bevorstehen, die jedoch zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch nicht vorhergesagt werden können.

Die Kompressentsalzung

Das Prinzip der Kompressenentsalzung ist so einfach wie wirkungsvoll. „Aus Zellstoff und Tonmineralien wird mit destilliertem Wasser eine Masse hergestellt. Sie bewirkt, dass die durch die vorherige Befeuchtung des Steines angelösten Salzionen aus dem Stein in die Kompresse befördert werden“, erläutert Gottschlich. Abschließend wird die Kompresse mit Holzspachteln und Bürsten abgenommen. Dieser Ablauf wird, je nach Art und Belastungsgrad, bis zu zwei Male wiederholt.

Gottschlich betont, dass dieser Prozess für den Naturstein und zugleich für die Umwelt besonders schonend ist: „Die altsteingefährdenden und unansehnlichen Ausblühungen werden entfernt, ohne die sandsteintypische dunkle Patina anzugreifen.“ Nach dem Prozess werden die Salzproben im Labor analysiert und mit denen der Bauzeit verglichen, sodass Schlussfolgerungen auf die Veränderungen der Werksteine, die mit der Zeit entstanden sind, gezogen werden.

Spendenmittel für die Dresdner Frauenkirche

Die Stiftung Frauenkirche Dresden führt regelmäßig Wartungsarbeiten durch, um Schäden zu verhindern oder rechtzeitig zu beseitigen. Durch die Entsalzung der historischen Sandsteine werden voraussichtlich Kosten in Höhe von circa 85.000 EUR entstehen. Diese müssen jedoch durch Spenden gedeckt werden. Die Stiftung Frauenkirche Dresden freut sich daher über jede Unterstützung von Menschen, die die Frauenkirche ebenfalls so lange wie möglich in einem guten Zustand erhalten möchten.

Scroll to Top