Der Nachhaltigkeitsgedanke geht historisch auf die Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts zurück. Das forstwirtschaftliche Prinzip besagt: „Wer einen Wald hegt, muss darauf achten, nicht mehr Holz zu schlagen, als nachwächst.“ Nachhaltigkeit bedeutet also im ursprünglichen Sinne, vom Ertrag zu leben, ohne die Substanz anzutasten. Bei einem Baustoff wird Nachhaltigkeit heute unter den Kriterien der Lebensdauer, der Herstellungsenergie, des notwendigen Unterhalts bis zum Rückbau und dessen Auswirkungen auf Umwelt und Ökologie betrachtet.
Als natürlicher Rohstoff erfüllt Naturstein viele dieser Kriterien. Für die Herstellung ist keine Energie notwendig: Naturstein liegt als fertiges Produkt im Steinbruch und muss nicht aus verschiedenen Rohstoffen zusammengefügt sowie gebrannt werden. Bei der Gewinnung im Steinbruch und der anschließenden Bearbeitung im Natursteinwerk wird ein vergleichsweise geringer Energieeinsatz benötigt. Darüber hinaus ist Naturstein ein extrem langlebiges Material, was zahlreiche Bauwerke und Monumente beweisen. Der Obelisk von Luxor auf der Place de la Concorde in Paris stammt beispielweise aus dem 13. Jahrhundert vor Christus. Der etwa 250 Tonnen schwere Monolith wurde aus ägyptischem Rosengranit gefertigt und zeigt bis heute keine Spuren der Verwitterung.
Natursteinprodukte können aber auch nach der Nutzungsphase eines Bauwerks auf vielfältige Weise wieder verwendet werden: „Viele Bauprodukte aus Naturwerkstein wie beispielsweise Fensterbänke oder Pflaster- und Mauersteine können direkt in neuen Bauwerken eingesetzt werden. Massive Werkstücke wie Grabmale können als Rohstoff für neue Natursteinprodukte dienen, Fassadenplatten als Bodenbeläge im Gartenbereich“, erklärt Reiner Krug, Geschäftsführer des Deutschen Naturwerkstein Verbands (DNV). „Außerdem können unbrauchbare Natursteinplatten zu Schotter und Splitt verarbeitet werden. Naturwerksteine enthalten keinerlei Schadstoffe und können ohne Probleme wieder in den natürlichen Stoffkreislauf eingefügt werden.“
Soweit, so gut – doch wie sieht es eigentlich beim Transport des Steins vom Steinbruch zu den Betrieben aus? Lange Import-Wege können die gute Ökobilanz des Rohstoffs schnell wieder zunichte machen. „Natursteinvorkommen gibt es in allen Ländern. Insbesondere Deutschland verfügt über große Mengen abbaufähiger Natursteine. Aufgrund der großen Vielfalt heimischer Granite, Sandsteine, Kalksteine, Schiefer und so weiter kann der Bedarf an Werksteinen meist aus heimischen Vorkommen gedeckt werden. Die Verwendung lokaler Natursteine dient der Vermeidung unnötiger Transporte und fördert landschaftsgebundene Bauweisen“, so Krug.
Lesen Sie mehr zu nachhaltigem Bauen mit Naturstein in STEIN im Januar 2016.