23.12.2015

Technik

Massivoptik versus Massivausführung

geklebt und bewehrt: Basaltina-Küchenarbeitsplatte bei den Natursteinwelten in Zülpich mit perfekt angearbeiteter Gehrung und GFK-Armierungsbalken. Foto: Michael Spohr

Immer häufiger sehen Küchenarbeitsplatten, aber auch Treppenstufen, Fensterbänke und Waschtischplatten massiv aus, obgleich sie es nicht sind. Mit den heute verfügbaren Maschinen und Werkzeugen lassen sich dünne Platten so perfekt auf Gehrung schneiden und zusammenkleben, dass die Kantenausführung eine Massivausführung nur vortäuscht. Das Nachahmen einer erfolgreichen Gestalt bezeichnet in der Biologie eine Form des „Mimikry“. Was Tieren Überlebensvorteile verschafft, wirkt sich im hochwertigen Innenausbau wirtschaftlich vorteilhaft aus.

Das heißt allerdings nicht, dass die sogenannte Komposit-Bauweise mit Jollykante der Massivausführung generell überlegen ist – insbesondere nicht, wenn man die verschiedenen Materialien betrachtet: Wer auf Naturstein als Arbeitsplattenmaterial setzt, hat gegenüber seinen Kunden einen unschätzbaren Vorteil auf seiner Seite: Im Unterschied zu den Kunstprodukten aus Engineered Stone und Keramik gibt es vier Zentimeter starke und auf Wunsch auch noch dickere Natursteinplatten oder gar Blöcke. In Anbetracht des Trends zum Natürlichen und Unverfälschten ist zu erwarten, dass immer mehr Arbeitsplatten-Interessenten dem massiven Stein als ein Premiumprodukt zugetan sein könnten.

Nicht von ungefähr stehen von Lapitec und Dekton bereits bis zu 30 Millimeter starke Keramikplatten zur Verfügung. Und auch Engineered Stone ist in bis zu 30 Millimeter Stärke zu beziehen, beispielsweise bei Silestone oder Stone Italiana. Diese Materialien lassen sich massiv verarbeiten und als Küchenarbeitsplatten mit den verschiedensten Kantenausführungen ausliefern – von der gefasten Ausführung über den Viertelstab bis zum Rundstab, auch „Bullnose“ genannt. Eine bossierte Kante etwa oder auch eine scharrierte befinden sich jedoch nicht in den Programmen der Anbieter der Kunstprodukte. Diese die handwerkliche Arbeit betonenden Ausführungen bleiben dem Naturstein vorbehalten und offenbaren das unverfälschte Naturmaterial.

Gleiches gilt für die typische Stärke der Naturstein-Massivplatten von vier Zentimetern: Hier sind nicht nur vielfältige Kantenbearbeitungen, sondern auch etliche Kantenprofil-Formen möglich. Falzausfräsungen in den verhältnismäßig dicken Platten gestatten zudem den flächenbündigen Einbau von Spülen und Kochfeldern. Und bei Unterbaubecken lassen sich die Sichtausschnitte schleifen sowie mit einem den Ablauf verbessernden Rundradius polieren; Abtropfrillen können zusätzlich eingefräst werden.

Mehr zum Vergleich von Schein und Sein, Massivoptik und Massivausführung, in STEIN im Januar 2016.

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