23.12.2015

Baustelle

Schmucker Tuff

Der heute zu Düsseldorf gehörende Stadtteil Oberkassel enstand erst um die Jahrhundertwende. Links des Rheins errichteten namhafte Baumeister repräsentative Villen und Mehrfamilienhäuser, die die beiden Weltkriege größtenteils unbeschadet überstanden haben und heutzutage den besonderen Charme des angesagten Wohngebietes ausmachen. Das Mehrfamilienwohnhaus in der Barmer Straße stammt aus den Jahren 1912/13. Schmuckelemente aus hellem Weiberner Tuff – Natursteinlisenen und -gesimsbänder sowie Entlastungsbögen oberhalb der Fensteröffnungen der Beletage – akzentuieren die streng gegliederte Klinkerfassade. Den oberen Abschluss bildet ein auskragendes Traufgesims aus demselben Naturwerkstein. Mit seiner aufwendigen Fassadengestaltung zählt das Gebäude zu einem seit 1986 denkmalrechtlich geschützten, städtebaulichen Ensemble.

Weiberner Tuff, ein hellbraun bis ockerfarbener, vulkanischer Naturstein aus der nahen Eifel, zeichnet sich durch ein vergleichsweise gutes Verwitterungsverhalten aus. Doch über die Standzeit des Gebäudes von nun mehr als einhundert Jahren zeigten sich erhebliche Schäden an den Natursteinelementen. Neben großflächigen Ausbrüchen und Abplatzungen fanden sich Spannungsrisse innerhalb einzelner Steine sowie großflächige Verfärbungen durch Ruß- und Feinstaubpartikel. Diese Partikel verbinden sich mit Regenwasser zu einer ätzenden Flüssigkeit – besser bekannt als „saurer Regen“ –, die nicht nur den Stein stark geschädigt hatte: Auch die zementären Mörtelfugen des Klinkermauerwerks waren stark ausgewaschen. Zu der optischen Beeinträchtigung kam die Notwendigkeit, das Bauwerk vor eindringendem Regenwasser zu schützen, denn die mürben Zinkverwahrungen erfüllten diese Funktion nicht mehr.

Um die fortschreitende Verwitterung durch den „sauren Regen“ zu entschleunigen, wurde die Fassade im Niederdruck-Rotationswirbelverfahren gereinigt. Besondere Sorgfalt galt den bahnscharrierten Oberflächen der Werksteine, um deren handwerklich hochwertige Bearbeitung nicht durch einen allzu großen Materialabtrag zu schädigen. Doch die Reinigung der Fassadenfläche diente nicht nur optischen Ansprüchen. Eine Schmutzschicht ist aufgrund ihrer vergrößerten Oberfläche ein hervorragender Absorber für Oberflächenwasser und Schadstoffpartikel. Diese können an der Unterseite der Kruste reagieren und langfristig die Substanz schädigen; zudem wird das Austrocknen des Untergrunds eingeschränkt. Nach der Reinigung wurde die erste Bestandsaufnahme angepasst: Kleinere Schadensbilder wie feine Rissbildungen, die zuvor aufgrund der Schmutzanhaftungen nicht sichtbar waren, traten nun zutage und wurden der Schadenskartierung hinzugefügt.

Zum weiteren Ablauf der Sanierungsmaßnahmen erfahren Sie mehr in STEIN im Januar 2016.

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