Im April weihte das Rotterdamer Büro OMA die Nationalbibliothek Katar in Doha ein. Das Projekt verbindet vier Institutionen des Landes und ist Teil eines neu entstehenden Campus. Im Innenraum der Bibliothek wurden Marmor und Travertin verbaut.
Regale aus Marmor
Die Qatar National Library (QNL) fasst den Buchbestand von vier Sammlungen des Landes zusammen: die Universitäts- und Stadt-Bibliothek von Doha, die National-Bibliothek des Landes sowie eine historische Kollektion von Texten und Manuskripten über die arabisch-islamische Zivilisation.
Die Nationalbibliothek ist Teil einer neuen „Education City“, welche am Rand von Katars Hauptstadt Doha liegt – dabei handelt es sich um eines der wichtigsten Bildungs- und Investitionsprojekte des Landes. Auf dem Satelliten-Campus internationaler Unis und Institute entwarfen OMA außerdem die Qatar Foundation Headquarters und ein Forschungsinstitut.
Allein im Bereich der Stadt-Bibliothek werden mehr als eine Millionen Bücher aufbewahrt – auf einer Fläche von 42.000 Quadratmetern. Die Bibliothek ist als großes Foyer konzipiert, in dem es Rückzugsräume zum Lesen gibt. Ein wichtiges Element sind die Regale: Wie Wände und Böden bestehen sie aus weißem Marmor, um eine gestalterische Einheit zu bilden. Das Material stammt von der niederländischen Firma Solid Nature. In den Regalen sind auch Beleuchtung, Lüftung und ein Buchrückführungssystem integriert.
Die historische Skript-Sammlung befindet sich in einem um sechs Meter abgesenkten Bereich, welcher separat von Außen erschlossen werden kann. Visuell hebt sich der autonome Raum durch einen Beige-farbenen Travertin ab, womit die gesamten Wände verkleidet wurden. Vom Foyer lässt sich so nach unten schauen, wie auf eine archäologische Ausgrabungsstätte.
Gefaltete Schachtel
Auf der oberen Foyer-Ebene werden die verschiedenen Bereiche der Bibliothek durch eine trägerfreie Brücke verbunden. So entstehen Knotenpunkte, die die Architekten als Kommunikationsort der verschiedenen Institutionen verstehen. Hier befinden sich abgeschlossene Räume für Konferenzen, Ausstellungen sowie zum Lesen und Studieren. Faltbare Wände sollen die Räume flexibel nutzbar machen – das System stammt vom Büro Inside Outside, welches auch für Landschaftsplanung verantwortlich war.
Von außen wirkt das Gebäude wie eine Schachtel, die um 45 Grad gekippt wurde. Im Innenraum nehmen Besucher die Schrägen als Stufen und somit als Erschließung zum Buchbestand in den weißen Marmorregalen wahr.