17.12.2014

Gestalten

Alter Friedhof in neuem Gewand

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde der mittelfränkischen Marktstadt Altdorf sah sich, wie andernorts auch, mit der Zunahme von Urnenbestattungen konfrontiert. Gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten Martin Völker und Lars Möller sowie dem Eichstätter Bildhauer Günter Lang setzte sie daher innerhalb der historischen Anlage drei Urneninseln um, die eine gemeinsame Formensprache verbindet.
Wer den Friedhof durch den Haupteingang betritt, dem fallen diese Orte nicht auf den ersten Blick auf. Der Besucher findet einen gepflegten Friedhof mit viel Grün und zahlreichen schönen, historischen Steinen vor. Die Stahlstelen, die die neuen Urneninseln begrenzen, fügen sich so harmonisch in dieses Grün ein, dass sie erst bei näherem Hinsehen ins Auge fallen.

 

Das umlaufende Stahlband mit 75 Zentimeter hohen Rechteckrohrstelen in rhythmischen Abständen ist in Grau- und unterschiedlichen Grüntönen beschichtet. Der Eingang in den jeweiligen Bereich ist mit einem Stahlband gekennzeichnet, in das ein Psalm eingraviert ist. Dafür wurde eigens eine Schrift digitalisiert, die Bildhauer Günter Lang entworfen hat. Lang ist künstlerischer Leiter für die Gestaltung der Urnenstelen innerhalb der Inseln. Jeder Entwurf geht über seinen Tisch, bevor er von der Friedhofsverwaltung genehmigt wird. Alle Stelen haben eine einheitliche Grundfläche und Höhe. Was Lang aber besonders am Herzen liegt, ist die Verwendung von heimischen Steinen. Einige Musterstelen, gefertigt von ortsansässigen Steinmetzen, stehen bereits. Den weitesten Weg hat ein Granit aus dem Bayerischen Wald zurückgelegt, die anderen Grabzeichen sind aus fränkischen Sandsteinen oder Jurakalkstein aus dem Altmühltal gefertigt. Günter Lang wünscht sich außerdem Steine, die etwas zu sagen haben. Psalmen, Sprüche, Zitate dürfen rund um die Stele eingraviert werden, Lang berät dazu. Er will sich nicht als Zensor verstanden wissen, sondern als Mentor, der hilft, bestehende Entwürfe zu verbessern. Rund 40 Urnenplätze sind derzeit insgesamt verfügbar, weitere 20 sind in Planung.

Jede der Inseln hat eine zentrale Sitzgelegenheit 
innerhalb der Rasenfläche. Felsenbirnen spenden Schatten und bestechen vor allem im Frühjahr durch ihre weißen Blüten. Die Inseln sind nicht statisch, bei Bedarf lassen sich die Stahlbandelemente auseinandernehmen und versetzen oder werden durch neue ergänzt. So können die Bereiche wachsen, wenn zunehmend Fläche frei wird. Die moderne Gestaltung ist nicht jedermanns Sache, aber, so Martin Völker, sie habe auch von vielen Seiten Zuspruch erhalten – aus allen Altersklassen. Zwei der Urnenplätze sind schon vergeben, an einem steht bereits eine Stele, auf der Name und Geburtsdatum der Besitzerin eingraviert sind. Direkt neben einer Bank befindet sich eine große Stele von Günter Lang, auffällig und doch stimmig bringt sie die Elemente Stahl und Stein erneut zusammen und dient als bleibendes Gedenkzeichen.

 

Das Interview mit Herrn Thust zum Thema Friedhofsentwicklung und weitere spannende Bilder finden sie in STEIN 12/2014!

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