Das jüngste UNESCO-Weltkulturerbe, die Grotte Chauvet bei Vallon Pont d’Arc an der Ardèche, macht Menschheitsgeschichte erlebbar. Ihre Replik wird nach ca. 30 Monaten Konstruktionsarbeit am 25. April 2015 eröffnet.
Am 18. Dezember 1994 entdeckten die drei Hobby-Höhlenforscher Jean-Marie Chauvet, Eliette Brunel und Christian Hilaire eine Grotte in der südfranzösischen Region bei Montélimar, deren Wände vor über 35.000 Jahren von Menschen bemalt wurden. Über 1.000 Wandmalereien mit 425 Tierdarstellungen zieren die Wände der Chauvet-Grotte. Diese eindrucksvollen Zeugnisse menschlicher Kultur sind erstaunlich gut erhalten. Denn der Eingang der Höhle – davon gehen die Forscher aus – wurde vor etwa 20.000 verschüttet. So konnte das Höhleninnere über Jahrtausende unberührt bestehen.
Zwar sind die Zeichnungen nicht die ältesten, die bis jetzt gefunden wurden. Denn in der Höhle von El Castillo in Spanien gibt es Abbildungen, die über 40.000 Jahre alt geschätzt werden, und auch in Indonesien wurden vor Kurzem Malereien in etwa diesem Alter entdeckt. Trotzdem sind die Tierdarstellungen ein außergewöhnlicher Schatz für Forscher weltweit. Denn sie zeigen nicht nur – wie bei vielen anderen Höhlenmalereien – gejagte Arten wie Pferde, Kühe oder Steinböcke. Sondern unter den 14 verschiedenen Tierarten befinden sich auch solche mit großem Gefahrenpotenzial wie Bären, Panther oder Rhinozerosse. Interessant ist auch die Art und Weise der Darstellungen. Die Malereien, Gravuren oder auch Kohlezeichnungen sind sehr komplex gestaltet, sie sollen beispielsweise den Eindruck von Bewegung erwecken. Schon Roman Herzog verwies in seiner 3D-Dokumentation aus dem Jahre 2010 „Die Höhle der vergessenen Träume“ auf die Kunstfertigkeiten, die für ihn „fast eine Art Vorläufer des Kinos“ sind. Sein Beispiel: Ein Bison mit acht Beinen soll Bewegung suggerieren.