Die Portale am Backsteinbau: Im 13. Jahrhundert wurde mit dem Bau der Stadtkirche St. Marien in Rostock begonnen, Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der Sakralbau der Backsteingotik vollendet. Zwei Portale bestehen aus Kalkstein. Sie wurden von 2009 bis 2011 wieder instandgesetzt. Das Süd- und das Nordportal des großen Querhauses der Marienkirche in Rostock bestehen im Gegensatz zu den sonstigen Portalen und Fensterfialen aus Gotländer Kalkstein. Das Nordportal ist aus hell-beigem Crinoidenkalkstein mit Gipsversatzmörteln, das Südportal dagegen aus grau-blauem Peloidenkalkstein mit Versatzmörteln auf Sumpfkalkbasis. Damit stellen sie gegenüber dem sonst durchgängigen Ziegelbau eine Besonderheit dar und betonen das gebäudeprägende Querschiff.
Die tief in den Baukörper eingeschnittenen Portale sind durch Lisenen und Archivolten gegliedert. Das Nordportal zeigt außerdem ornamental-floralen Schmuck. Ergänzungen und Anpassungen, die im Zusammenhang mit der Montage verwendet wurden, sind deutlich zu erkennen. Backsteine, eingebettet in Gipsmörtel, vervollständigen das Portal. Da die Spitzbogenportale in Zweitverwendung eingebaut wurden, bleibt zu vermuten, dass sie aufgrund ihrer Qualität aus dem Vorgängerbau ausgebaut und später neu im Querschiff zusammengefügt wurden. Dies spiegeln am Nordportal die unterschiedlichen Gesteinsmaterialien des inneren Gewändes und der äußeren Archivolten wider. Am Südportal die starken Fugen. Die Kalksteinportale zeigten vordergründig eine zementhaltige, verunklärende Überarbeitung der stark geschädigten Natursteinoberflächen. Diese Schicht war von Rissbildungen geprägt, lag partiell hohl und zeigte Ab- und Ausplatzungen. Die physikalischen Eigenschaften der äußerst harten Überarbeitungsschicht und die darin eingelagerten bauschädigenden Chloride und Nitrate bedingten die Entscheidung, diese Schale abzunehmen.
Darunter waren Schädigungen durch Salz- und Säurebildungen aufgrund des permanenten Feuchtestaus zu bemerken. Diese führten zu Strukturzerstörungen und Zerklüftungserscheinungen. Ursächlich für die Schädigungen ist die Aufnahme von Wasser aus Boden und Luft. Das Wasser transportiert verschiedenste chemische Verbindungen und diese lagern sich an der Oberfläche oder in den entstehenden Hohlräumen ab. Vorhandene Salze stammen aus Ablagerungen wie Schmutz (Ruß, Fette, Vogelkot, Mikroorganismen etc.) und zementhaltigen Baustoffen. Die ehemalige »Schutzschlämme« bedingt auch eine nachträgliche Schädigung der Originalsubstanz von oben nach unten. Das Nordportal zeigte schwerpunktmäßig eine stark entfestigte, sandende Oberfläche, das Südportal dagegen blätternde, schalenförmige Oberflächenabhebungen, verbunden mit Hohlstellenbildungen. Die Restauratoren nahmen die Zementschlämmen auf den Kalksteinen ab, um das Schadpotenzial auf den Natursteinoberflächen zu reduzieren und so den darunter liegenden Kalkstein nachhaltig konservieren zu können. Diese Schlämmen behandelten sie trocken mit dem Niederdruckpartikelstrahlverfahren. Verbliebene Reste dünnten sie manuell aus. Je nach Größe und Schichtstärke verwendeten sie Druckluft- und Druckluftmikromeißel oder das Niederdruckstrahlverfahren, um offenporige Oberflächen wiederherzustellen. Zementmörtelhaltige Fugenmörtel, Kittungen und rostende Eisenteile wurden ausgebaut. Aufgrund verschiedener Gesteinsarten an beiden Portalen wurden jeweils passende Ergänzungsmaterialien im Labor entwickelt und später in Probeflächen vor Ort getestet.
Lesen Sie mehr zur Vorgehensweise der Restauratoren bei der Sanierung der Kalksteinportale der Kirche St. Marien in Rostock in STEIN im Februar 2014.
Bilder: Hans Leisen, Marcus Mannewitz und Boris Frohberg