Vor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Die Kriegstoten belaufen sich auf etwa 65 Millionen Menschen – über die Hälfte Zivilisten, der Rest Soldaten. Heute gibt es noch Zeitzeugen – aber lange werden die letzten, die den Krieg miterlebt haben, nicht mehr auf der Welt sein. Die Erinnerung an die Greultaten der Nationalsozialisten müssen aber wachgehalten werden, vor allem damit so etwas nie wieder geschieht. Davon ist auch Steinmetzmeister Michael Schubert aus Coswig überzeugt: “Meiner Meinung nach ist die mahnende Erinnerung an das Vermächtnis von Kriegen aktueller denn je, weil wir in einer überschäumenden Wohlstandsgesellschaft leben, in der wichtige Werte bedeutungslos werden, und es für uns selbstverständlich ist, in Frieden zu leben – wir müssen aufpassen, unsere Erdung nicht zu verlieren!”
Michael Schubert gestaltete im Ortsteil Zieko der Gemeinde Coswig in Sachsen-Anhalt ein Kriegerdenkmal, das an den Ersten und Zweiten Weltkrieg erinnnern und mahnen soll. Im Frühjahr 2013 sprach ihn der Ortsvorsteher der Gemeinde an, ob die Möglichkeit bestehe, einen Entwurf zu erstellen. Die Entwurfskriterien waren: Das Denkmal sollte sich auf dem Friedhof an der Dorfkirche der Gemeinde harmonisch einfügen. Zusätzlich gab es schon ein schlichtes Granitkreuz mit einem Gedenkspruch. Dieses sollte in dem neuem Denkmal aufgegriffen werden. Der Steinmetz fertigte innerhalb einer Woche drei Entwurfsskizzen als Freihandzeichnungen auf DIN A 3. Die Entwürfe gefielen den Initiatoren so gut, dass sie Schubert den Auftrag kurzer Hand zusicherten. Einige Monate später entschied sich die Gemeinde für einen der drei Entwürfe. Die Überlegung Schuberts: Wie könnte das Denkmal mit der romanischen Dorfkirche am besten harmonieren? Die Lösung: den Rundbogen aufgreifen! So entstand quasi ein freistehendes Portal – dort wo sich gewöhnlich die Tür befindet, nimmt eine Schrifttafel ihren Platz ein – die Daten der Kriegsopfer sind hier vermerkt. Dem Betrachter wird suggeriert, vor einem verschlossenen Durchgang zu stehen – dahinter das Reich der Toten.
Ein Problem stellte das vorhandene Granitkreuz dar, welches mitintegriert werden musste. Der erfahrene Steinmetzmeister entschied sich, das Kreuz mittig in den Bogenbereich einzusetzen. “Optimaler wäre es gewesen, den Bogen nicht zu unterbrechen und ihn mit einem Kreuz in seiner Mitte zu bekrönen. Das ging aber nicht, weil das schon da gewesene Kreuz relativ groß war”, erläutert Schubert. Man hätte das Portal in seiner Dimension anpassen müssen. Das wäre aber für den kleinen Gemeindefriedhof überdimensional und vermessen gewesen.