03.12.2018

Gestalten

Fokus Keramikfliese

Zum 17. Mal hat der internationale Wettbewerb „Tile of Spain“ stattgefunden. In Castellón, Spanien wurden Preise für die besten Projektideen in den Bereichen Architektur, Innenarchitektur und studentischen Abschlussarbeiten vergeben, die in Spanien produzierte Keramikfliesen einbeziehen

Im Bahnhof von Palma de Mallorca verbindet das Fliesengitter der Überdachung maurischen Stil mit modernen Formen. Foto: Adria Goula
Mit dem hellen Terrakottaton passt sich die moderne Form des Bahnhofsdaches perfekt an die umliegenden historischen Gebäude an. Foto: Carlos Gabilondo
Die Fliesen fungieren als strukturübergreifendes Element im Wohnbereich. Foto: Alejo Bagué
Der kräftige Farbton der Fliesen sticht aus der dem reduzierten Materialmix des Wohnhauses heraus. Foto: Alejo Bagué
Licht- und Schattenspiel im Innenbereich der Zeltkonstruktion. Entwurf: Manuel Bouzas Barcala
Fliesen als experimentelles Baumaterial: Die Gitterkonstruktion aus quadratischen Fliesen bildet die Außenhaut der fließenden Zeltkonstruktion. Entwurf: Manuel Bouzas Barcala

Der Gewinn des Architekturpreises geht nach Mallorca

 

Castellón, Spanien / Die Juryentscheidung des 17. „Tile of Spain“ Wettbewerbs ist gefallen. Der Preis wird jährlich vom Spanischen Verband der Keramikfliesenhersteller ASCER in drei Kategorien vergeben: Die Jury zeichnet die besten Einreichungen aus den Bereichen Architektur, Innenarchitektur und studentischer Abschlussarbeiten aus, zudem darf sie lobende Erwähnungen aussprechen. Der international ausgeschriebene Preis soll ein Bewusstsein für in Spanien hergestellte Keramikfliesen schaffen und Gestalter dazu anregen, sie in ihren Projekten einzusetzen.

Der mit 17.000 Euro dotierte Architekturpreis ging an den Mallorquinen Joan Miquel Seguí Colomarfür die Überdachung des unterirdischen Eingangs zum Bahnhof in Palma de Mallorca. Über der zwischen zwei historischen Bauten in das Untergeschoß führenden Treppe wurde ein quaderförmiger Schirm auf sechs minimalistischen Stahlsäulen gesetzt. Angelehnt an den in die spanische Architektur eingeflossenen maurischen Stil, sind die vier Seiten des Schirms in einem einheitlichen Gittermuster gestaltet. Anders als die im arabischen Stil aus Holz gefertigten Maschrabiyya-Gitter, wurden hier jedoch Fliesen in einem hellen Terrakottaton verwendet, der den Bahnhof in die historische Umgebung einpasst. Colomar hat das Dach auf Höhe der im selben Ton gestrichenen Gesimse angebracht, um einen Dialog zwischen den umstehenden Gebäuden zu schaffen. Die Jury lobte besonders den ungewöhnlichen Einsatz von Fliesen als strukturelles Gitterelement, das die Schwelle zwischen urbanem Außenaum und serviceorientiertem Innenraum bildet. Das Dach ist lichtdurchlässig und die eingesetzten Photovoltaikplatten aus Glas in den Zwischenräumen erzeugen Strom für den Bahnhof.

Eine lobende Erwähnung erhielt das Studentenwohnheim „Laan Van Spartaan Amsterdam Sutdent Housing“ des Amsterdamer Büros Studioninedots. Ebenso erhielt Alberto Campo Baeza eine lobende Erwähnung für die Sporthalle der Francisco de Vitoria Universität in Madrid.

Terrakottabahnen als bestes Innenarchitekturprojekt

Mit dem Preis für das beste Innenarchitekturprojekt, ebenfalls mit 17.000 Euro dotiert, wurden Xavier Martí und Lucía Ferrater von OAB, dem Office of Architecture in Barcelona, für die Sanierung eines Wohnhauses im spanischen Küstenort Port de la Selva ausgezeichnet. Der in allen Räumen verlegte Fliesenboden in Terrakottabahnen hält das minimalistische Interieur zusammen und spiegelt bauliche Strukturen wie Deckenbalken. Dabei entstehen interessante perspektivische Effekte. Die Jury war beeindruckt vom harmonischen Kontinuum, das die Keramikfliesen im Zusammenspiel mit den auf Holz, Wollteppichen und großzügigen weißen Wandflächen reduzierten weiteren Materialien erzeugen.

María Fernández Torrado von Torrado Arquitectura in Buenos Aires, Argentinien, erhielt eine lobende Erwähnung für die Renovierung der Casa Artium in Albacete, Spanien.

Mit Experimentierwille zum Erfolg

Den Preis für den besten Abschlussentwurf erhielt Manuel Bouzas Barcala von der Polytechnischen Universität in Madrid. Sein Projekt „A positive happening“ ist eine fließende Zeltkonstruktion aus quadratischen glänzend weißen Fliesen, die alternierend ein luftiges Schachbrettmuster ergeben und in mehrlagigen Schwüngen einen licht- und schattendurchfluteten Raum abgrenzen. Die Jury bewunderte den Experimentierwillen des jungen Architekten und die originelle Verwendung der Keramikfliesen.

Die beiden lobenden Erwähnungen gingen an Clàudia Calvet Gómez von der Polytechnischen Universität in Barcelona für ihren Entwurf „La Vall, a hallway to Barcelona“ sowie Carmen Martín Hernando für ihr Projekt „The Limit. A School of Arts and Crafts in Chinchón“.

Der argentinischstämmige Architekt Jorge Silvetti leitete die diesjährige Jury. Die Wahl der Gewinner verdeutlicht die Transformation der Keramikfliese zu einem flexiblen Baustoff, der nicht nur in klassischen Einsatzbereichen Fußböden und Wände auskleidet, sondern als strukturelles Gestaltungselement eingesetzt werden kann.

Die Preisgelder wurden von Endesa, der Hafenbehörde von Valencia, Weber Saint-Gobain, Bankinter, PwC, Renault und Cesce gestiftet. Die Preisverleihung findet am 29. Januar 2019 im Rahmen der CEVISAMA, der internationalen Messe für keramische Fliesen in Valencia, statt.

Weitere Informationen zu „Tile of Spain“ finden Sie online unter https://tileofspainawards.com

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