Sie sind mit dem Gefühl groß geworden, etwas Besonderes zu sein. Aufmerksamkeit, Förderung und Lob der Eltern, Mitsprache und -entscheidung in der Familie spielten von klein auf eine Rolle, später waren Diskussionen mit Lehrern und Professoren ganz normal. Sie wurden zur Selbstständigkeit erzogen und sind es gewohnt, mit Autoritäten auf Augenhöhe zu sprechen. Sie haben hohe Ansprüche an sich und das Leben und an die Arbeit. Werte wie Familie, Freundschaft und Freizeit sind ihnen wichtiger als Führungspositionen, Managergehälter oder sonstige monetäre Anreize. Sie treten selbstbewusst auf und wissen um ihren Wert, auch, weil der demografische Wandel und der Fachkräftemangel es für die Unternehmen notwendig macht, stärker auf sie einzugehen. Von ihrer Arbeit erwarten sie interessante Projekte, schnelle Aufstiegsmöglichkeiten und eine ausgeglichene Work-Life-Balance: Die Rede ist von der „Generation Y“. Als „Generation Y“ werden meist alle Geburtsjahrgänge zwischen 1981 und heute bezeichnet. Die jungen Menschen dieser Generation werden ebenso häufig auch als „Digital Natives“, also „digitale Eingeborene“ bezeichnet, wegen ihrer Affinität zu den digitalen Medien wie Computern, Internet, Mobiltelefonen, MP3-Playern usw., mit denen sie groß geworden sind. Im Gegensatz dazu werden Menschen, die diese Dinge erst im Erwachsenenalter kennengelernt haben, als „Digital Immigrants“ (dt.: „digitale Einwanderer“) bezeichnet.
Die „Generation Y“ folgt auf die sogenannte „Generation X“, die zwischen 1965 und 1980 geborenen, und die Generation davor, die sogenannten „Babyboomer“, die zwischen 1946 und 1964 geboren sind.
Sie werden die Arbeitskultur radikal umkrempeln
Die „Ypsiloner“ erobern seit einiger Zeit die Unternehmen, wo sie eine Zeit lang Seite an Seite mit der bislang dominanten „Babyboomer“-Generation arbeiten, die sie dann bald ablösen werden. In einigen Jahren wird die „Generation Y“ weltweit jeden zweiten Arbeitnehmer stellen. „Dies ist die anspruchsvollste und selbstbewussteste Generation seit Langem“, sagt Anders Parment von der Stockholm University School of Business, der ein Buch über die Ypsiloner geschrieben hat. Sie wird die Arbeitskultur in den Unternehmen radikal umkrempeln und damit vor dem Hintergrund des demografischen Wandels als wichtigstem Gesellschaftstrend zu einem weiteren wichtigen Trend, dem Wertewandel in der Gesellschaft, beitragen. „In den Werten sowie Denk- und Handlungsmustern der ‚Generation Y‘ spiegeln sich die Entwicklungen und Trends in unserer Gesellschaft und Arbeitswelt wider“, schreibt Prof. Dr. Jutta Rump vom Institut für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen.
Die Eltern waren für sie „Workaholics“
Um die „Generation Y“ zu verstehen, hilft ein Blick in deren Sozialisation: Aufgewachsen mit Eltern der „Babyboomer“-Generation bekamen und bekommen sie mit, wie hart diese für ihre Rente arbeiteten. Die Eltern gelten für sie nicht selten als „Workaholics“. Werte wie Freizeit und Familie standen in dieser Generation hinten an. Zeit hatten sie allenfalls für ihre Enkel, doch den Kindern der „Babyboomer“-Generation steckt der Mangel an Zuneigung und Zeit ihrer beruflich voll engagierten Eltern tief in den Knochen. Ein abschreckendes Bild: So möchte die „Generation Y“ es keinesfalls mit ihrer eigenen Familie machen und distanziert sich ganz bewusst von der Haltung ihrer Eltern „Leben, um zu arbeiten“. Viele der nach 1980 Geborenen sind in wohlhabenden Doppelverdienerhaushalten aufgewachsen, nicht selten als einziges Kind. Eine strenge Familienhierarchie haben sie meist nicht kennengelernt. Im Gegenteil: Die „Generation Y“ durfte von Kindesbeinen an mitentscheiden. Und so vertreten sie selbstbewusst ihre Bedürfnisse – auch in Unternehmen.
Für die „Generation Y“ gibt es Wichtigeres im Leben als Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit. Sie haben erfahren, dass Wachstum, Geschwindigkeit und immer neue Rekorde, was die Wirtschaft lange diktierte, zwar immer mehr Wohlstand gebracht haben, aber auch viele Probleme, gesundheitlich und zwischenmenschlich. Jetzt stürmt eine Generation die Arbeitsplätze, die wirtschaftlich satt ist, die im Konsumdiktat aufgewachsen ist und die mit angesehen hat, wie ihre Eltern, die heute 50- bis 60-Jährigen sich für die Arbeit aufopferten und ihr Privatleben hinter die Kar-riere zurückstellten.
Zeit für die Familie und anderes
So fordern die Ypsiloner beispielsweise nachdrücklich ein Privatleben, das diesen Namen verdient. Das Familienbild definiere sich neu, konservative Werte würden wiederentdeckt. „Familie genießt höchste Priorität“, schreibt Christian Schmidt, Chirurg und medizinischer Geschäftsführer der Kliniken der Stadt Köln in einem Artikel mit dem Titel „Generation Y“ im Fachmagazin „Der Anästhesist“. Der Mediziner weiß, wovon er spricht: Für seine Publikation zu Rekrutierung, Entwicklung und Bindung der Generation Y hat Schmidt Erkenntnisse dokumentiert, die weltweit über die nach 1980 Geborenen vorliegen. Gesammelt wurden sie von Unternehmensberatungen, Arbeitsgruppen an Ministerien und soziologischen Instituten.
Die Vertreter der „Generation Y“ sind nach Schmidts Literaturrecherche durch ein hohes Selbstbewusstsein gekennzeichnet, reagieren manchmal aber auch empfindlich auf Kritik: Er mutmaßt, weil sie von den „Babyboomern“ übermäßig gelobt wurden. Schmidt charakterisiert die „Generation Y“ so: „Sie hat ein hohes Anforderungsprofil an den Arbeitsplatz, lehnt sowohl Hierarchien als auch Absitzen von Arbeitszeit ab. Überstunden müssen sehr gut begründet werden.“ Und er warnt: „Die Generation Y wechselt eher den Job, als sich anzupassen.“
Mehr über die Generation Y und was sie von ihren zukünftigen Arbeitgebern erwarten, erfahren Sie im neuen aktuellen STEIN!