„Wir wollen zeigen, was Frauen können“, so Dr. Julia Wallner, die Direktorin des Georg Kolbe Museums. Denn dass sie was können, wollte man(n) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch nicht wirklich wahrhaben. Die Schwere und Härte der bildhauerischen Arbeit war doch nur etwas für Männer, so das Credo. „Erst ab 1919 war es den Frauen vergönnt, eine Akademie zu besuchen“, so Wallner. Bis dahin mussten sie entweder eine Kunstgewerbeschule besuchen oder sich so durchschlagen. Viele waren zudem auch noch mit bekannten Künstlern verheiratet, sodass sie stets im Schatten ihrer Männer standen. Und weil viele jüdischer Abstammung waren, galt die künstlerische Arbeit der Frauen in den 1930er-Jahren zudem als entartet. Kein Wunder, dass ihre Kunst vergessen wurde.
„Sieben von zehn Künstlerinnen, die wir zeigen, waren bei Rodin in Paris, um ihm über die Schulter zu schauen“, klärt Wallner auf. Obwohl die Frauen stets mit Vorurteilen kämpfen mussten, hatten sie dank Disziplin und ihres selbstbewussten Auftritts Erfolg. Besonders ist hier Milly Steger hervorzuheben. Sie bekam sogar mit der Kunst am Bau einige Großaufträge. „Eine Königsdisziplin für Bildhauer“, wie es Wallner nennt.
Am Ende der Ausstellung, die circa 60 Werke der zehn Bildhauerinnen aus Stein, Holz, Gips oder Bronze zeigt, ist ein kleiner Raum dem Namensgeber des Museums gewidmet: Georg Kolbe. Er war einer der erfolgreichsten deutschen Bildhauer aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Berliner Atelier in der Sensburger Allee 25 nannte er liebevoll seine „Sensburg“. Heute ist es das einzig zugängliche Künstleratelier aus den 1920er-Jahren: das Georg Kolbe Museum.
„Die 1. Generation Bildhauerinnen der Berliner Moderne“, gezeigt werden Arbeiten von Milly Steger, Renée Sintenis, Käthe Kollwitz, Sophie Wolff, Tina Haim-Wentscher, Marg Moll, Christa Winsloe, Emy Roeder, Jenny Wiegmann-Mucchi, Louise Stomps, 18. Februar bis 17. Juni 2018, Georg Kolbe Museum, Sensburger Allee 25, Berlin.