05.03.2018

Gestalten

Frauenpower

Sitzende

Das Georg Kolbe Museum in Berlin zeigt derzeit Arbeiten von Bildhauerinnen der ersten Stunde und macht dem Besucher bewusst, wie sehr Frauen für ihre Anerkennung in ihrem Beruf kämpfen mussten.

Die Berlinale ist gerade vorbei. Im Georg Kolbe Museum in Berlin lebt sie aber weiter. Denn dort steht derzeit die originale Preistrophäe des Filmfestivals: Eine Vitrine präsentiert den Berliner Bär aus Bronze noch bis zum 17. Juni 2018 im Rahmen der Ausstellung „Die 1. Generation Bildhauerinnen der Berliner Moderne“. Was viele nicht wissen: Ursprünglich stammt die Trophäe aus den Händen der deutschen Künstlerin Renée Sintenis aus dem Jahr 1956. Sintenis ist eine von zehn freischaffenden Bildhauerinnen der Weimarer Republik in Berlin gewesen, denen das Museum im Berliner Westen derzeit eine Bühne gibt.

Ausstellungsansicht. Foto: Eric Duch
Louise Stomps, Sitzende, 1939, Marmor. Foto: Friederike Voigt
Figur aus Grünem Sandstein von 1928. Foto: Friederike Voigt
Wurde später zum Sinnbild der Berlinale: die Figur von der Bildhauerin Renée Sintenis aus Bronze von 1956 aus der Sammlung Karl H. Knauf. Foto: Friederike Voigt
Käthe Kollwitz im Atelier 1935. Foto: Bundesarchiv, unbekannt

Bei Rodin lernen, um erfolgreich zu sein

„Wir wollen zeigen, was Frauen können“, so Dr. Julia Wallner, die Direktorin des Georg Kolbe Museums. Denn dass sie was können, wollte man(n) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch nicht wirklich wahrhaben. Die Schwere und Härte der bildhauerischen Arbeit war doch nur etwas für Männer, so das Credo. „Erst ab 1919 war es den Frauen vergönnt, eine Akademie zu besuchen“, so Wallner. Bis dahin mussten sie entweder eine Kunstgewerbeschule besuchen oder sich so durchschlagen. Viele waren zudem auch noch mit bekannten Künstlern verheiratet, sodass sie stets im Schatten ihrer Männer standen. Und weil viele jüdischer Abstammung waren, galt die künstlerische Arbeit der Frauen in den 1930er-Jahren zudem als entartet. Kein Wunder, dass ihre Kunst vergessen wurde.

„Sieben von zehn Künstlerinnen, die wir zeigen, waren bei Rodin in Paris, um ihm über die Schulter zu schauen“, klärt Wallner auf. Obwohl die Frauen stets mit Vorurteilen kämpfen mussten, hatten sie dank Disziplin und ihres selbstbewussten Auftritts Erfolg. Besonders ist hier Milly Steger hervorzuheben. Sie bekam sogar mit der Kunst am Bau einige Großaufträge. „Eine Königsdisziplin für Bildhauer“, wie es Wallner nennt.

Am Ende der Ausstellung, die circa 60 Werke der zehn Bildhauerinnen aus Stein, Holz, Gips oder Bronze zeigt, ist ein kleiner Raum dem Namensgeber des Museums gewidmet: Georg Kolbe. Er war einer der erfolgreichsten deutschen Bildhauer aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Berliner Atelier in der Sensburger Allee 25 nannte er liebevoll seine „Sensburg“. Heute ist es das einzig zugängliche Künstleratelier aus den 1920er-Jahren: das Georg Kolbe Museum.

„Die 1. Generation Bildhauerinnen der Berliner Moderne“, gezeigt werden Arbeiten von Milly Steger, Renée Sintenis, Käthe Kollwitz, Sophie Wolff, Tina Haim-Wentscher, Marg Moll, Christa Winsloe, Emy Roeder, Jenny Wiegmann-Mucchi, Louise Stomps, 18. Februar bis 17. Juni 2018, Georg Kolbe Museum, Sensburger Allee 25, Berlin.

 

 

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