Einen großen Anteil an Freiburgs besonderem Charme haben die zahlreichen kreativen Straßenmosaike. Bei einer Erkundungstour läuft man über bunte Rheinkiesel, dunklen Basalt, aber auch über weißes Gold aus Carrara. Einer, der sich mit der filigranen Technik des Mosaiklegens bestens auskennt, ist Pflasterermeister Dieter Saier. Im STEIN-Interview berichtet er über seine abwechslungsreiche Arbeit.
STEIN: Herr Saier, Freiburg ist bekannt für seine Pflastermosaike. Wie ist dieses Handwerk nach Breisgau gekommen?
Dieter Saier: Wer einst diese Art der Pflasterung erfand, ist bis heute nicht bekannt. Es soll der Freiburger Pflasterer Alois Krems gewesen sein, der auf seinen Wanderjahren um 1870 durch Südfrankreich das Pflastern mit gespaltenen Kieseln entdeckt habe und hier zu Freiburg damit Rheinkieselmosaike gestaltete. Darüber hinaus setzte man gespaltene Rheinkiesel ganzflächig in Gehwegen ein, weil sich die flache Oberfläche bis heute als sehr gehfreundlich erwies.
Was sind Mosaike genau?
Mosaike sind generell nichts anderes als Zeichen für Handwerker oder für Städte. Spricht man von Wappen, dann handelt es sich um Abbildungen, die streng nach einer gewissen Heraldik abzubilden sind.
Welche Steine verwenden Sie für die Mosaike?
Rheinkiesel als oberrheinische Spezialität. Daneben werden kleinformatige Mosaiksteine aus Basalt, Granit oder Marmor verwendet. Die Rheinkiesel sind oval geformt und besitzen eine hübsche konvexe Kopfform. Sie stammen aus den Schweizer Voralpen, die der Rhein durch den Bodensee bis an die Rheinufer unserer Region geführt hat. Ihre charakteristische flache elliptische Form und die intensiven Farbtöne erhalten sie durch das Reiben im Wasser. Wegen ihrer unterschiedlichen Mineralität und somit aufgrund ihrer Vielfarbigkeit eignen sie sich unheimlich gut zum Gestalten der Mosaike. Als Exot gibt es noch den Marmor aus Carrara. Oft markiert man damit sogar Zebrastreifen.
Das kostet bestimmt einiges?
Da wundere ich mich manchmal auch. Aber mit Werten zu arbeiten lohnt sich auch, denn wir können die Steine mehrmals verwenden. Wenn man zum Beispiel eine Verkehrsfläche aufgraben muss, können wir die Steine oftmals zum guten Teil wieder verwenden. Das wäre bei anderen Werkstoffen eher nicht der Fall. Insofern ist die Investition sinnig. Die Altstadt war nach dem Krieg richtig zertrümmert. Auch da hat man viele Baustoffe wiederverwenden können. Noch heute besitzen wir auf dem Bauhof gehütete Schätze mit denen wir auch gestalten, wie Rheinkiesel, Basalte, Porphyre, Granite und Marmor.
Hat sich etwas zu früher geändert?
Wir realisieren mehr und mehr barrierefreie öffentliche Räume. Und dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn zum Teil sägen wir schmale Streifen der historischen konvexen Steine ab. Die neue, sehr flächige Oberfläche stellt sich für das Auge natürlich erst einmal ganz anders da. Es wirkt nicht mehr so lebendig. Aber wir vernachlässigen nicht den Denkmalschutz.
Was bedeutet das konkret?
Die Form, die Mineralität, ob in Reihenverband oder Bogen verlegt, all das wird bewahrt. Wir ändern nur die Oberfläche und schließen damit einen Kompromiss zwischen Nutzung und Gestaltung.