17.06.2016

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Architektur mit Schwung: Das Montforthaus

Berlin)

Im Wettbewerb der Städte ist das kulturelle Angebot ein nicht zu unterschätzender Faktor. Mit dem neuen Montforthaus hat Feldkirch im Voralberg den Rahmen für ein breites Angebot geschaffen. Das neuerbaute Kultur- und Kongresszentrum inmitten des historischen Stadtkerns wurde nach dem Entwurf der Arbeitsgemeinschaft von Hascher Jehle, Berlin, zusammen mit Mitiska Wäger, Bludenz, mit viel Gespür für den Genius loci in die gewachsene Umgebung eingefügt.

Seine moderne Formensprache steht in einem bewussten Gegensatz zu dem klassischen Jurakalkstein, den die Architekten für die Fassadenbekleidung wählten. So wird das Neue behutsam mit dem Bestand verwoben. Doch während der Vorgängerbau aus den 1970er-Jahren direkt an den umliegenden Bestand anschloss, positioniert sich das neue Montforthaus freistehend, ohne Vorder- und Rückseite. Mit umlaufend gleichwertig attraktiven Ansichten behauptet sich der geschwungene Solitär im heterogenen Stadtgefüge. Die bisher isolierten Freiflächen gehen nun ineinander über und verschmelzen zu einem großflächigen Außenraum, der die Altstadt mit dem Stadtpark verbindet.

Beim neuen Montforthaus harmonieren Jurakalkstein als klassisches Fassadenmaterial und eine moderne Gebäudeform. (Foto: Svenja Bockhop, Berlin)
Die Kubatur des Gebäudes orientiert sich an den umliegenden Plätzen und der angrenzenden Bebauung. (Foto: Svenja Bockhop, Berlin)
Das fast 15 Meter hohe Foyer ist über die großzügige Oberlichtverglasung natürlich beleuchtet. (Foto: Svenja Bockhop, Berlin)
Die umgebenden Freiflächen verschmelzen nun zu einem großflächigen Außenraum, der die Altstadt mit dem Stadtpark verbindet. (Foto: Benjamin Marte, Bludenz )

Ebenso selbstverständlich wie die umliegenden Stadträume das Haus umfließen, werden Besucher in das Innere des Gebäudes geleitet. Dort empfängt sie ein fast 15 Meter hohes Foyer mit skulptural anmutender Treppenanlage und Galerien, das über die großzügige Oberlichtverglasung natürlich beleuchtet wird. Das Atrium mit seinen Galerien und vielfältigen Blickbeziehungen ist insbesondere für offene Veranstaltungen wie Bälle und Messen hervorragend geeignet. Der fließende Charakter des nahezu vollverglasten Raumkontinuums schafft ein Gefühl der Weite, die Aussicht auf die historische Stadtmauer erleichtert Besuchern die Orientierung.

Über die geschwungene Treppe gelangen sie zu den Sälen oder zum Dachgarten, den die Architekten als naheliegende Ergänzung des Raumprogramms gestalteten. Hier befindet sich ein Restaurant, von dem aus Besucher einen beeindruckenden Blick über die Stadt und die schluchtartige Kulturlandschaft „Felsenau“ haben. Der Blick über das Montforthaus hinweg auf das Wahrzeichen von Feldkirch, die höher gelegene Schattenburg, verdeutlicht wiederrum, wie selbstverständlich moderne Architektur und historische Bausubstanz hier miteinander harmonieren.

Für die mehr als 2150 Quadratmeter große Natursteinfassade entwickelten die Architekten ein Konzept mit bis zu 180 Zentimeter langen, 30 Zentimeter schmalen und fünf Zentimeter starken Natursteinplatten. Die Stückliste umfasste nicht weniger als 1880 nummerierte Einzelplatten, jede nach einem exakt vermassten Fassadenplan versetzt. Das Gewicht der größten Platten beträgt rund 70 Kilogramm. Die geschwungenen Fassaden mit ihren anspruchsvollen Geometrien herzustellen, war eine besondere Herausforderung für das ausführende Unternehmen, die Lauster Steinbau GmbH, Stuttgart.

Lesen Sie mehr zur Architektur des Montforthauses in Feldkirch in STEIN im Juli 2016.

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