Die regionale Handwerkskonjunktur hat in den letzten drei Monaten deutlich an Dynamik verloren. Die Stimmung der Unternehmer, so eine aktuelle Umfrage der Handwerkskammer Region Stuttgart, wird als gedämpft beschrieben. Allerdings stellten 53 Prozent der Befragten ihrer Geschäftslage im vierten Quartal noch ein gutes Zeugnis aus. Im Vergleichsquartal 2019 verzeichneten 74 Prozent der Betriebe einen guten Geschäftsverlauf.
Hauptgeschäftsführer Thomas Hoefling betonte, dass die Entwicklung der einzelnen Gewerken höchst unterschiedlich verlief. „Die Bauhaupt- und Ausbaugewerke schnitten am besten ab. Nicht überraschend war die katastrophale wirtschaftliche Situation in den von den Schließungen unmittelbar und mittelbar betroffenen Bereichen wie beispielsweise Friseure oder Kosmetiker.“
Obwohl die mittel- bis langfristigen Aussichten durchaus positiv seien, habe die Infektionslage die Betriebe fest im Griff und trübe daher auch die Stimmung. „Die Lage ist im Moment für viele Betriebe wirklich schwierig. Doch aus der Vergangenheit, zum Beispiel aus der Finanzkrise 2009, wissen wir, dass das Handwerk auch schnell wieder zupacken kann. Deshalb schauen wir mit Hoffnung insbesondere auf die zweite Jahreshälfte“, kommentiert Hoefling die Situation. Viele Betriebe hätten allerdings zwischenzeitlich ihre Rücklagen aufgebraucht. Um die harten staatlichen Beschränkungen abzufedern und damit Betriebe, ihre Beschäftigten und Auszubildenden zu schützen, müsse die Auszahlung der finanziellen Hilfen nun zügig und mit deutlich geringeren bürokratischen Hürden kommen. „Denn unsere Betriebe sind es, die jene Steuern und Abgaben erwirtschaften, mit denen der Staat aktuell die Krise bekämpft und später die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns finanzieren wird“, mahnt der Kammerchef.
Ihre weitere Geschäftsentwicklung betrachten die regionalen Handwerksunternehmen mit Sorge, so die Umfrage. Eine Fortsetzung der aktuellen Geschäftsentwicklung erwarten 55 Prozent der Befragten. Dagegen befürchten 35 Prozent der Betriebe eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Der Konjunkturindikator Handwerk verlor 31,6 Zähler im Vergleich zum Vorjahr und fiel im vierten Quartal 2020 mit -0,3 Punkten ins Negative (Vorjahr: +31,3 Punkte).
Die Auftragskurve der Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart zeigte in den vergangenen drei Monaten coronabedingt ebenso nach unten wie die Umsatzkurve. Folglich war die Betriebsauslastung in den letzten Wochen nicht so hoch wie im Vergleichsquartal 2019. Weniger Betriebe als vor einem Jahr hatten eine hohe oder sehr hohe Auslastung. Dagegen meldeten mehr Firmen eine geringere Auslastung – ihr Anteil liegt bei 27 Prozent (Vorjahresquartal: 10 Prozent). In ihren Erwartungen wegen kommender Aufträge und Umsätze sind die Betriebe im Kammerbezirk für die kommenden Wochen entsprechend verhalten.
Die Beschäftigung hat in den letzten Wochen in den Handwerksbetrieben in der Region Stuttgart etwas abgenommen. Beim Blick auf die kommenden Wochen wollen sich die befragten Handwerksunternehmer auch in ihren Personalplanungen zurückhalten.