Katrin Baumann ist Geschäftsführerin der Friedhofsgärtner Lübeck eG, die 2014 einen der ersten Bestattungsgärten Norddeutschlands initiiert hat. Im STEIN-Interview gibt sie Tipps für Kooperationen zwischen Steinmetzen, Friedhofsgärtnern und Co.
STEIN: Sie haben beim ersten Bestattungsgarten in Norddeutschland, der 2014 eingeweiht wurde, drei Jahre lang mit Kooperationspartnern und Behörden geplant. Nun plant die Friedhofsgärtner Lübeck eG eine zweite Anlage in Lage. Welche Erfahrungswerte nehmen Sie für die Planung des neuen Bestattungsgartens mit?
Katrin Baumann: Wirklich vergleichbar sind die beiden Projekte nicht: Der Bestattungsgarten Vorwerk ist sehr groß und umfasst 200 Gräber. Der Bestattungsgarten Burgtor wird Platz für rund 50 Gräber bieten. Wir werden ihn allerdings etwas anders organisieren – die verschiedenen Themenfelder werden fest aufgeteilt. Bisher können sich Kunden bei ihrem Platz teilweise auch den Steinmetz der kooperierenden Firmen aussuchen. Bei der Gestaltung hat sich gezeigt, dass drei bis fünf verschiedene Themenfelder optimal sind. Außerdem lohnt es sich, neue Wege zu gehen und ein paar Fragen in den Raum zu stellen: Brauchen wir wirklich eine Wechselbepflanzung oder gehen wir lieber in Richtung Stauden und Gräser? Auch die Steine, das zeigen die Rückmeldungen der Kunden, müssen nicht unbedingt riesengroß sein. Unser Ansatz, pro Themenfeld einen Basisstein aufzustellen und dazu pro Grab einen schlichten Kissenstein zu kombinieren, wird im Bestattungsgarten Vorwerk sehr gut angenommen.
STEIN: Welche Tipps können Sie Interessierten geben, die überlegen, ob sie auch ein solches Gemeinschaftsprojekt auf die Beine stellen sollten?
Katrin Baumann: Reden hilft. Egal ob bei der Klärung des Standorts oder der späteren Planung von Flächen und Co. Gleichzeitig würde ich nicht mehr als ein oder zwei initiale Versammlungen anberaumen. Danach müssen die Firmen, die dabei sein und das unternehmerische Risiko mittragen wollen, sich entscheiden. Die Steinmetze und Friedhofsgärtner müssen in Vorleistung gehen. Denn Posten wie die Planung mit einem Landschaftsarchitekten, die Vermessung, die Genehmigungen und natürlich auch die Gestaltung und Umsetzung müssen beglichen werden, bevor auch nur eine Grabstelle verkauft werden kann. Manchmal lassen sich die Friedhofsverwaltungen für eine Beteiligung an diesen Kosten gewinnen. Dafür ist es hilfreich, ihnen aufzuzeigen, dass ein solches Projekt eine Aufwertung für den Friedhof ist und dass die Friedhofsgärtner die Flächen pflegen, sodass die Verwaltung sich darum nicht mehr kümmern muss. Für die konkrete Flächenplanung sollte man mit einbeziehen, wie groß der Friedhof insgesamt ist, wie hoch die Anzahl der Beisetzungen pro Jahr ist und welche Grabarten wie häufig nachgefragt werden. Beim Bestattungsgarten Vorwerk haben wir viel Pionierarbeit geleistet, für Burgtor brauchten wir zum Beispiel auch eine Genehmigung des Denkmalschutzes. Es ist gut, mit solchen Formalien, die man nicht immer auf dem Schirm hat und die das Projekt in die Länge ziehen, zu rechnen. Mein Rat ist, großzügig zu planen, aber erstmal klein anzufangen. Mögliche Erweiterungen sollten von Beginn an mit bedacht, müssen aber nicht gleich umgesetzt werden. Es ist außerdem hilfreich, wenn man je nach tatsächlichem Bedarf die angebotenen Grabformen auch nach dem Start eines Projektes noch ändern kann. Im Bestattungsgarten Vorwerk haben wir der aktuellen Statistik entsprechend mit nur wenigen Erdgräbern geplant, denn sie waren nicht besonders gefragt. Wenn es allerdings ansprechend gestaltete Angebote gibt, kann sich auch die Nachfrage verändern. Wir hatten mit der Stadt vereinbart, das Angebot an den Bedarf anpassen zu können. Außerdem muss man realistisch kalkulieren: Ein Bestattungsgarten darf nicht nur hochpreisige Angebote enthalten, sondern sollte für eine möglichst breite Zielgruppe bezahlbar sein und auch niedrigpreisige Varianten anbieten.
STEIN: Wie viel Zeit nehmen Abstimmungen unter den Kooperationspartnern in Anspruch?
Katrin Baumann: Das lässt sich wie gesagt nicht immer ganz genau abschätzen, weil unvorhergesehene Aspekte auftauchen. Beim Bestattungsgarten Vorwerk haben wir uns in der Anfangsphase des Projekts jeden Monat getroffen. Denn wir haben ja alles von Grund auf aufgebaut. Inzwischen sehen wir uns rund zweimal im Jahr.
STEIN: Und in welchem Zeitraum rentiert sich das Projekt für die Steinmetzen und Friedhofsgärtner?
Katrin Baumann: Das kommt sicher stark auf das jeweilige Projekt an. Bei der Planung des Bestattungsgarten Vorwerk hatten wir mit fünf bis zehn Jahren bis zum vollständigen Verkauf aller Grabstätten gerechnet. Nach sechs Jahren haben wir inzwischen 122 der 200 Stellen verkauft und bereits um mehrere Erdgräber erweitert.
Lesen Sie das ganze Interview in der STEIN 11/2020.