Fährt man über die Asphaltstraße zum biblischen Ort Kapharnaum, wird einem das neue Kloster kaum auffallen – es ist perfekt in die Landschaft am See Genezareth eingepasst. Der robuste Kalksteinbau liegt direkt am Fuß des Bergs der Seligpreisung, dort wo Jesus seine berühmte Predigt gehalten und unten am See das Wunder der Brotvermehrung gewirkt haben soll. Schon lange steht dort eine Kirche, die Gläubigen aus aller Welt zum Gebet dient. Zehntausende von Pilgern machen jedes Jahr hier Station auf ihrer Reise durch das Heilige Land.
Eine Herausforderung für die Mönche, die seit vielen Jahren diesen Ansturm bewältigen müssen. Das alte baufällige Kloster war keine angemessene Bleibe mehr für sie. So beschloss der Deutsche Verein vom Heiligen Land, ein neues Kloster zu errichten, und beauftragte die Trierer Architekten Alois Peitz, Hubertus Hillinger und Susanne Hoffman-Hillinger. „Das war wirklich nichts Alltägliches“, sagen die drei unisono. „Ein Kloster für die Menschen des 21. Jahrhunderts, gleichzeitig aber in benediktinischer Tradition – das macht man nur einmal im Leben.“
Zehn Jahre dauerte es alles in allem: vom Masterplan bis zur Einweihung. Ganz in Anlehnung an den klassischen St. Gallener Klosterplan der Benediktiner aus dem 9. Jahrhundert entstanden zwölf Mönchszellen, ein Refektorium, ein Kapitelsaal, ein Oratorium, eine Bibliothek, eine Rekreation, Gästezimmer und eine Küche. Das Kloster ordnet sich architektonisch der Kirche unter, die Höhe orientiert sich an ihrem Giebel. Auch die Baustoffe sind die gleichen: Kalkstein aus Hebron, mit Kalksplitt angereicherter Beton, Holz und rote, stark reflektierende Tonziegel. „Es sind zwar die gleichen Materialien“, erklärt Susanne Hoffman-Hillinger, „aber modern bearbeitet – gesägt, geschliffen oder poliert. Damit ändert sich der Glanz und die Farbe von Kalkstein und Ziegeln.
Auf den Fußböden wurden unterschiedlich große Platten verlegt und an den zurückgesetzten Außenfenstern Steinstelen angebracht – orientalische, filigrane Elemente in dem Gebäude, das sonst eher massiv wirkt. Die Oberflächen der Außenwandbekleidung sind fein gespitzt. Und durch kleine Rücksprünge in der Fassade von nur einem Zentimeter Bänderung ergeben sich, bedingt durch die Lichtverhältnisse in Israel, starke, kontrastreiche Akzentuierungen. Im Inneren des Klosters schafft die Symbiose von Beton und Naturstein außergewöhnliche Effekte: Die Oberflächen der Betonkonsolen und Sichbetondecken sind gestockt. Dadurch kommen die hellen Zuschlagstoffe des Kalksteins zum Vorschein.