Mailand am Ende des 14. Jahrhunderts. Die Stadtstaaten und vor allem die dort tonangebenden Familien in der Toskana, in Umbrien oder im Latium haben längst erkannt: Architektur, Bildhauerei und Malerei sind ein probates Mittel, um das Image ihrer Stadt, den eigenen Reichtum und die eigene Macht zu betonen.
Auch Mailand ist reich. Die Stadt, an wichtigen Verkehrsadern gelegen, übernahm schon im zwölften Jahrhundert die führende Rolle im lombardischen Städtebund. Mitte des 14. Jahrhunderts wollten die reichen »Signori« der Metropole eine neue Kirche. Geld war da, einen Bischof gab es auch.
Marmor wird in Candoglia unterirdisch auf vier verschiedenen Ebenen abgebaut, in einer Tiefe zwischen 80 und 250 Metern. (Foto: www.lerogge.it)
Und so wird in Mailand am Ende des 14. Jahrhunderts eine Kirche im gotischen Stil gebaut, auch wenn der Stil damals kaum noch »up to date« war. Es geht ums Äußerliche. Größer, höher, schöner sind die zentralen Zielsetzungen. Propaganda für den Glauben und die Erbauer.
An der Stelle der kleinen römischen Basilika Santa Tecla sowie der romanischen Kathedrale Santa Maria Maggiore entstand die flächenmäßig drittgrößte Kirche der Welt: 157 Meter lang und 109 Meter breit. Diese Kathedrale sollte Mailand zum politischen und religiösen Herrschaftszentrum machen. Bleibt die Frage nach dem richtigen Stein.