Eigentlich könnten wir schon Richtfest feiern!
Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses geht schneller voran als gedacht. Seit der Grundsteinlegung im Jahr 2013 hat sich einiges getan. Bereits im Dezember letzten Jahres wurde der Rohbau des Gebäudes weitgehend fertiggestellt. Eigentlich könnte also schon Richtfest gefeiert werden. Laut Förderverein wurde der Termin aber auf Anfang Juni verlegt, um mit den frühsommerlichen Temperaturen noch mehr Menschen anzulocken.
Mit Beginn des neuen Jahres starteten die Baumaßnahmen für den Wiederaufbau der Schlossfassade. Gesimse, Reliefs, Fenstergewände und Verdachungen, Säulen und Pilaster, Kapitellen, Adler und Genien sollen in ihrer vollen Schönheit und in maßgenauer Originaltreue wieder aufgebaut werden. Die hierfür veranschlagten Kosten von 80 Millionen Euro sollen von der Bevölkerung mittels privater Spenden aufgebracht werden. Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks äußerte im vergangenen Jahr in ihrem Brief an den Deutschen Bundestag noch Bedenken, dass ein Großteil der historischen Fassaden mangels Spendengeldern entfallen könnte. Trotz der Befürchtungen wurden jedoch im Vorfeld schon fast alle Aufträge für den Wiederaufbau der Schlossfassade an Handwerker vergeben. Auch Florian Pronold nahm im November 2014 zum selben Thema Stellung: „Die Spenden für die Rekonstruktion der barocken Fassaden des Berliner Schlosses sind erfreulicherweise so hoch, dass wir alle Rechnungen für die Rekonstruktionsleistungen 2014 und bis auf weiteres bezahlen können.“ Anlässlich der ersten großen Sandsteinlieferung für die Rekonstruktion der Schlossfassade Anfang April, lädt die Stiftung des Berliner Schloss – Humboldtforum gemeinsam mit Bundesministerin Hendricks zu einem Pressetermin.
Für die optimale Statik der Schlossfassade wird, vor die im Moment noch sehr trist wirkenden Betonwände eine etwa 80 cm dicken Ziegelmauer gesetzt, in welche später die Sandsteinelemente je nach Größe und Gewicht eingelassen werden. Die Steine werden hierzu gemeinsam mit dem Ziegelmauerwerk als selbsttragende Mauerschale aufgebaut, die mit Edelstahlankern am Rohbau aus Beton gehalten wird (siehe Bild 2). Für den reibungslosen Ablauf werden die Arbeiten ständig von Kunsthistorikern, Architekturhistorikern und Bausachverständigen begleitet. Um die Zerstörungsgeschichte des Vorgängerbaus nicht komplett zu verschleiern, werden kleinere Schäden bewusst nicht repariert.
Die dekorativen Elemente der neuen Fassade müssen bis auf wenige Ausnahmen vollständig rekonstruiert werden. Etwa 8.000 Tonnen Sandstein aus Steinbrüchen im Elbsandsteingebirge in Sachsen, Tschechien und Schlesien werden zum Einsatz kommen. Diese haben drei unterschiedliche Härtegrade: Neben einem harten, witterungsbeständigen und lange haltbaren Sandstein für die größeren Einzelteile, werden für alle besonders detaillierten Arbeiten mittelharte und weiche Steine verwendet. Neben den Härtegraden wurden auch die Farbvarianten der Steine zuvor nach strengen Maßregeln ausgewählt und festgelegt. Mit dem Ziel die Fassaden nicht zu bunt wirken zu lassen, fiel die Wahl auf einen ruhigen Stein mit Grau-Gelbem Unterton.