07.04.2015

Chancen

Quo vadis Meisterbrief

Was vor drei Jahren noch nach einer radikalen Veränderung in deutschen Handwerksordnungen und der Abschaffung des Meisterbriefes seitens der Europäischen Kommission aussah, wird seit Anfang 2014 von dort schriftlich dementiert. Warum sollte die Ausbildung zum Meister abgeschafft werden oder anders gefragt: warum nicht? Zwei Positionen:

Pro Meisterbrief
Die Haltung der Handwerkskammern und Innungen zum Meisterbrief ist eindeutig: Erst im November 2014 warb der Baden-Württembergische Handwerkstag gemeinsam mit Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid unter anderem bei Abgeordneten des EU-Parlaments und Mitarbeitern der EU-Kommission für den deutschen Meisterbrief. Die Meisterpflicht sorge für solide Staatsfinanzen, schaffe stabile Arbeitsplätze, sichere dauerhafte Ausbildungschancen für Jugendliche und sei aktiver Verbraucherschutz, fasste Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle die Vorzüge der Meisterausbildung zusammen.

Contra Meisterzwang
Oliver Steinkamp ist Vorstand des Berufsverbandes der unabhängigen Handwerker und Handwerkerinnen. Er plädiert für die Evaluierung der EU und die Abschaffung des Meisterzwanges. Warum? „Die EU baut Diskriminierungen ab, was wir sehr begrüßen und halten sie in einem modernen Europa für notwendig“, so Steinkamp. „Der Meisterzwang wurde 2004 aus zwei Gründen initiiert: Die Abwendung der Gefahr für Leib und Leben sowie die Sicherung der hohen Anforderungen an den handwerklichen Beruf, insbesondere im Hinblick auf den Verbraucherschutz.“ Ersteres sei nicht nachvollziehbar, so Steinkamp, und die Ausbildungszahlen würden auch anders sprechen. Das Statistische Bundesamt vermeldet einen Rückgang der Ausbildungszahlen bei den seit 2004 freien Berufen von über 6.000, demgegenüber würden noch weit weniger Ausbildungen in den Berufen mit Meisterzwang beendet. „Die Qualität ist damit keineswegs gewährleistet, sodass andere Wege als der Meisterzwang beschritten werden müssen, um den Anforderungen von Kunden gerecht zu werden,“ resümiert Steinkamp.

Lesen Sie mehr zum aktuellen Stand der Debatte um die Abschaffung des Meisterbriefes in STEIN im April 2015.

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