Im August wenden wir uns gerne einer Skulptur zu, die viel mit Wasser zu tun hat. Wobei – ein Boot aus Stein, richtig nützlich ist das nicht gerade. Aber darum geht es hier auch nicht. Nicht schwimmen soll es, sondern gefallen. Das aus Anröchter Sandstein gestaltete Boot von der Steinmetzmeisterin Christine Prinze, Geschäftsleiterin des Unternehmens STEIN + STAHL, aus Warendorf ist unsere Skulptur des Monats August 2015.
Etwa ein Jahr lag der Rohblock in der Werkstatt. Dann entstand die Idee, aus dem fossilen Meeresboden eine schlanke Bootform zu fertigen, die drehbar auf einem patinierten Stahlsockel lagert. “Faszinierend sind die Kontraste innerhalb der Skulptur. Die samtig geschliffene, fließende Form des Bootskörpers im Gegensatz zur rauhen Blitzkopfoberfläche, die das Funkeln der Sonne auf dem Wasser in sich trägt”, beschreibt die Künstlerin ihre Arbeit.
Das Boot entstand 2015. 120 Zentimeter breit und 60 Zentimeter hoch ist die Skulptur. Die vorhandene Patina rundet sie gerade erst ab. Deshalb gestaltet Prinze so viel für den Garten: Die Witterung verändert ihre Objekte mit der Zeit. Mit den Skulpturen passiert immer wieder etwas, ein stetiger Veränderungsprozess tritt ein. Und nicht nur äußerlich wandelt sich die Arbeit. Sondern sie erscheint auch für jeden Betrachter innerlich unter anderen Aspekten, in jeweils anderer, persönlicher Bedeutung. Das ist Prinze sehr wichtig: “Ich finde es unnötig, alle Objekte mit einer Hintergrundgeschichte aufzuladen. Spannender sind doch die unterschiedlichen Reaktionen und Assoziationen der Kunden, denen ich gar nicht vorgreifen möchte.” Und das Boot lädt zu Interpretationen ein. Es ist Symbol für eine Reise im Diesseits oder gar die letzte Reise ins Jenseits. In den Mythen der Menschheit fährt es Sonne oder Mond über die Urgewässer. Politisch kann man die Flüchtlingsnot auf dem Mittelmeer damit assozieren oder man denkt einfach an den Sommer, wie anfangs erwähnt. Die Skulptur lädt zum Denken ein, wirft Fragen auf. Und das ist gut so.