Auf einem 32 Meter langen und zehn Meter breiten Floß aus Baumstämmen gleitet eine überdimensionale, starr liegende Figur auf dem Rhein von Ludwigshafen über Rotterdam in die Nordsee. Die 20 Meter lange Mumie ist mit Stricken in Leintücher eingehüllt und trägt eine Bleimaske. Zehn Tage dauert ihre Reise ins Meer. Der Projektkünstler Hannsjörg Voth initiiert diese Reise im Mai und Juni 1978, sie endet schließlich im Verbrennen des Kolosses, bei dem nur seine Maske übrig bleibt. Unsere Skulptur des Monats Mai 2016 gestaltete der Steinmetz- und Bildhauermeister Florian Widmann aus München in Anlehnung an dieses künstlerische Statement.
Seine träumende Frau aus Untersberger Forellenkalk befindet sich ebenfalls in liegender Position und ist in Tücher gehüllt. Anders als bei Voths Figur wirkt die Skulptur aber nicht leblos – wie aufgebahrt auf dem Weg zu ihrer Seebestattung. Ihre Körpersprache deutet auf Gelassenheit und Entspannung hin. Der Künstler hatte keine Reise ins Meer und den symbolischen Tod im Sinn, sondern eine Reise zu „seinem kleinen Bruder“, dem Schlaf. Vor den inneren Augen der Frau eröffnet sich das Land der Träume. Zwar sollte die Skulptur ursprünglich in oder an einem See liegen, sodass sich der leichte Faltenwurf an das Wasser anpasst. Diese Reise vom festen Boden ins durchlässige Nass steht bis jetzt noch bevor.
Die Skulptur ist 1,83 Meter lang sowie jeweils 0,53 Meter breit und hoch. Die schlummernde Frau würde in ausgestreckter Haltung in etwa 2,00 Meter groß sein. „Der Kontrast zwischen dem Material Stein (schwer, hart) und dem gespannten Tuch (leicht, weich) wurde bewusst evoziert. Der Naturstein selbst stellt symbolisch das oftmals harte und schwere Leben dar“, erläutert Widmann. Das Tuch hingegen lege einen Schleier über diese harte Realität. Die Konturen verblassen und werden unscharf. Damit stehe das Tuch symbolisch für das Einschlafen und Versinken in eine Traumwelt, in der alles möglich scheint.