29.01.2019

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Skulptur des Monats: Marmor-Hai von John Bizas



Sieben hölzerne Pfeile stecken im Körper des Hais aus Carrara-Marmor. Laut Künstler eine Metapher für die dunkle Seite der Menschen.

John Bizas neben seinem Kunstwerk "still 7". Foto: John Bizas
Es ist ein Hai, getroffen von den sieben Todsünden der Menschheit. Foto: John Bizas
Armer Fisch: Bizas nutzt das Symbol des Hais des öfteren für Gesellschaftskritik. Foto: John Bizas



John Bizas, Marmor-Fan und Tierfreund

John Bizas’ Marmor-Hai ist von geschwungener, natürlicher und – materialbedingt – edler Schönheit. Bizas nennt ihn “still 7”. Der Name weist auf die sieben hölzernen Bogenschützen-Pfeile hin, die blutig im Körper des Fischs stecken. Eine Hommage an die 
sieben Todsünden aus Dantes “Göttlicher Komödie”: Hochmut, Habgier, Neid, Zorn, Trägheit, Maßlosigkeit und Wolllust.

Bizas sagt dazu: “Ich nutze das missverstandene Bild des Hais als mächtigen Fisch, der alles auf seinem Weg frisst und zerstört.” Er wolle damit das menschliche Verhalten untereinander und gegenüber der Umwelt kritisieren.

Bizas plant eine ganze Hai-Reihe von Miniaturen bis zu monumentalen Skulpturen. Den Hai hat er bereits öfter als Sinnbild für Umweltzerstörung und Tierquälerei genutzt. Kennzeichnend für seine Skulpturen: seine Technik, den Marmor auszuhöhlen. Auch bei “still 7” nutzt er sie, lässt den Stein dadurch dünn und leicht, die Hai fragil und verletzlich wirken. Jeder Hai für sich ist ein Unikat. Alle gemeinsam sind eine Warnung, sich von Krieg, Rassismus und Co abzuwenden.

Bizas sagt selbst, er sei kein Drauflos-Leger, sondern ein akribischer Planer. Er sehe eine Skulptur bereits in allen Details vor sich, wenn noch der Rohblock vor ihm steht. Die erste fertigte er mit elf Jahren – der Grundstein seiner Leidenschaft. 2008 zog er mit 28 Jahren auf der Suche nach neuen Materialien und Techniken von seiner griechischen Heimatstadt Chios ins Nachbarland: Carrara und später Pietrasanta zogen ihn magisch an. Er fand dort nicht nur Material en masse, sondern auch Wissen und traditionsreiche Skulpturen-Werkstätten. Studierte Bildende Kunst, lebte und arbeitete bis 2017 in Italien. Dann zog er in die USA, nach Washington.

Inzwischen hat er drei Studios: eines in Chios, eines in Piesantra und eines in Washington.

 Er arbeitet hauptsächlich mit Marmor und Naturstein aus Italien und Griechenland: “Ich liebe klassisches Material für zeitgenössische Skulpturen. Marmor ist sehr elegant, er verleiht einem Kunstwerk einen Mehrwert. Mit meiner Arbeit thematisiere ich die dunkle Seite der Menschheit – alltägliche Grausamkeiten, aber auch Krieg, Umweltkatastrophen und Co. Ich will gleichzeitig dazu aufrufen, gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten.”

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