Die Scuola di Scultura
„Unerwartet rollte 1991 aus einem kleinen Inserat im Tagesanzeiger das große Wort STEIN auf mich zu. Das war der Beginn einer Freundschaft mit dem Tessin, mit den Menschen in Peccia, mit dem Cristallina-Marmor und dem Spitzeisen“, schildert die Bildhauerin Ursula Rutishauser ihre Anfänge mit der Bildhauerei. Das Werk „Zylon“ – unsere Skulptur des Monats Mai – ist Teil ihrer Ausstellung im Infocentro der Scuola di Scultura im Innenhof des Museo di Valmaggia, die noch bis 16. August 2017 besucht werden kann.
Die Bildhauerschule Scuola di Scultura von Peccia ist eine Bildhauerschule in der Schweiz, in der – egal ob Anfänger, Fortgeschrittene oder Profis – die Kreativität und das künstlerische Schaffen entfaltet werden kann. Neben Bildhauerkursen mit Marmor, Holz und Metall werden auch Modellier- und Zeichenkurse sowie kunstgeschichtliche Seminare von verschiedenen Künstlern angeboten.
„Die Infrastruktur der Scuola di Scultura in Peccia bietet alles, was das Bildhauerherz begehrt. Alles passt wunderbar zusammen: der Steinbruch, das Marmorwerk und die Bildhauerschule. Eine richtige Symbiose, ein Ort der Energie, der Kraft und Besinnung“, stellt Rutishauser fest. 2014 feierte die Scuola bereits ihr 30-jähriges Jubiläum. Seit ihrer Gründung 1984 hat sie sich zum Treffpunkt und zum Mittelpunkt in Sachen Bildhauerei entwickelt.
Die Skulptur Zylon
Die gebürtige Schweizerin Ursula Rutishauser ist seit 1991 freischaffende Bildhauerin an der Scuola di Scultura di Peccia im Maggiatal. Nach zahlreichen Gruppenausstellungen im Tessin, Weesen und Männedorf sowie Auftragsarbeiten und einer Einzelausstellung in Peccia zum 20. Jahresjubiläum der Bildhauerschule folgt nun eine weitere Ausstellung mit allen Werken aus Cristallina-Marmor, die die Künstlerin während ihrer 26 Jahre in der Scuola di Scultura geschaffen hat.
Für Rutishauser war die Scuola di Scultura der wichtigste Ferienort. „Fast ohne Ausnahme reiste ich jedes Jahr mindestens zweimal ins Maggiatal, um mich der Steinbearbeitung zu widmen“, erklärt sie. „Geprägt von meinem Beruf als Dekorationsgestalterin arbeitete ich anfänglich sehr ziel- und produktorientiert. Mit einem Konzept und einer fixen Vorstellung im Kopf entstanden meine Formen und Skulpturen.“
Aus dieser Zeit stammt auch ihre Skulptur „Zylon“. Abgeleitet von dem Wort Zyklon, das für Ursula Rutishauser jedoch zu hart klingt, sodass sie sich dazu entschieden hat, den Buchstaben K wegzulassen. „Es ging mir bei der Namensgebung vor allem um die kraftvolle Dynamik, das Abheben himmelwärts und den Ausdruck von Energie”, erklärt die Künstlerin. Der Zylon ist ein 170 Zentimeter hohes Werk aus Marmor mit Eisenkonstruktion, das auch Teil der Kunstausstellung ist. Die Arbeit erforderte viel Disziplin und Genauigkeit. „In Folge waren es drei Werke, bei denen ich die Standfläche des Steins auflöste und in Verbindung mit einem Träger aus Eisen Leichtigkeit, Beweglichkeit und Dynamik suchte. Mich faszinierte das Zusammenspiel der beiden schweren Materialien“, sagt Rutishauser.
Faszination Marmor und klare Formen
Die Künstlerin ist seit Langem von der Marmorwelt beeindruckt: Bei Sonnenlicht glitzern die Kristalle, bei Nässe kommen Farbe und Struktur des Materials besonders zur Geltung. Die Bildhauerin hat sich von Beginn an reduzierten Formen orientiert. „Ich liebe das Einfache, Schlichte, Klare und fühle mich mit Grundformen wie Rechteck, Quadrat und Kreis im Einklang“, erklärt sie. Ihre Arbeiten werden zudem von der Formenvielfalt der Natur beeinflusst. Im Laufe der Zeit hat sich jedoch ihr Umgang mit dem Stein verändert: In ihren Arbeiten legt Rutishauser zunehmend Wert darauf, dem schweren Material mehr Leichtigkeit zu geben.
Erfahren Sie mehr über die Bildhauerin Ursula Rutishauser und ihre Werke.
Hier sehen Sie die Skulpturen der letzten Monate: