12.07.2017

Chancen

Stonematters

Kalkstein wird in Palästina fast ausschließlich als Dekorationsmaterial verwendet – damit geht das Know-how in der Baubranche verloren. Daher widmet sich das Architekturbüro AAU Anastas der Verwendung von Kalkstein als Strukturmaterial: Bei dem vor Kurzem errichteten Pavillon „Stonematters“ in Jericho handelt es sich um ein selbsttragendes Gewölbe.

Der Projektname soll implizieren, dass es sich um ein wichtiges Thema handelt – aber auch aufzeigen, wie innovative Techniken auf das traditionelle Material angewendet werden können.

Vorbereitung der Styropor-Platten. Foto: Mikaela Burstow
Herausschneiden der Kalkstein-Blöcke. Foto: Mikaela Burstow
Montage des Pavillons mit Styropor-Platten als Formgeber. Foto: Mikaela Burstow
Das Gerüst wurde schrittweise abgebaut. Foto: Mikaela Burstow
Lokales Know-how: Alle Baumaßnahmen entstanden durch Firmen aus Palästina. Foto: Mikaela Burstow
Visualisierung Wohnanlage „El-atlal“ in Jericho. Illustration: AAU Anastas

Prinzipien der Stereotomie

Die Architekten aus Palästina greifen auf das uralte Prinzip der Stereotomie zurück: Stein kommt als tragendes Baumaterial zum Einsatz, wobei sich die Elemente gegenseitig stützen. Das Konzept geht auf die Ursprünge des Bauens zurück.

Das Gewölbe von Stonematters hat eine Spannweite von sieben Metern und deckt 60 Quadratmeter Fläche ab. Dabei betragen die Strukturelemente lediglich zwölf Zentimeter Stärke. Insgesamt besteht das Gewölbe aus 300 Einzelteilen.

Forschungsinstitut „Scales“

AAU Anastas betreibt mit seinem Forschungsinstitut „Scales“ zusammen mit dem GSA Lab von ENSA Paris-Malaquais Forschung an dreidimensionalen und parametrischen Gewölben. Die Erkenntnisse der Studie werden für die Errichtung einer Wohnanlage genutzt: „El-atlal“ wird als Unterkunft für Künstler und Schriftsteller in Jericho errichtet werden. Stonematters ist also ein erster Test – und wird als eines der Dächer der Anlage dienen.

Die Forschungsarbeit hat außerdem zum Ziel, dass der Kalkstein wieder in der zeitgenössischen Architektur Palästinas zum Einsatz kommt. Die Studie beschäftigt sich mit Computersimulationen und Fabrikationstechniken. So sollen zeitgemäße Konstruktionstechniken eine lokale und globale Architektursprache abbilden.

Vorbereitung der Styropor-Platten. Foto: Mikaela Burstow
Herausschneiden der Kalkstein-Blöcke. Foto: Mikaela Burstow
Montage des Pavillons mit Styropor-Platten als Formgeber. Foto: Mikaela Burstow
Das Gerüst wurde schrittweise abgebaut. Foto: Mikaela Burstow
Lokales Know-how: Alle Baumaßnahmen entstanden durch Firmen aus Palästina. Foto: Mikaela Burstow
Visualisierung Wohnanlage „El-atlal“ in Jericho. Illustration: AAU Anastas

Konstruktion von Stonematters

Durch Computersimulationen wurden die Lasten in der Konstruktion ermittelt. So konnte festgelegt werden, wie diese am besten abgeleitet und die optimale Form der Steine berechnet werden.

Das gesamte Projekt entstand mit Know-how von Menschen aus der Region Jericho. Dafür wurden verschiedene Firmen beauftragt und Wissen gesammelt. So wurden die Bausteine aus den Rohblöcken von einer Firma herausgesägt – und für die Schnitzarbeit zu einer nächsten transportiert.

Für die Montage wurden Elemente aus Styropor auf einem Gerüst angebracht. Sie bilden die Unterseite des Gewölbes. Bei der schrittweisen Demontage des Gerüsts wurde auf Bewegungen oder Setzungen im Gewölbe geachtet.

Ziele des Projekts

Nach Fertigstellung kamen viele Bewohner von Jericho und aus anderen Teilen Palästinas, um sich den Pavillon anzusehen. Die Architekten wollten eine Verbindung zwischen den historischen Orten des Landes und urbanen Morphologien herzustellen – und auch eine zwischen neuesten Herstellungprozessen und lokalen Fabriken. Die Grundidee hinter dem Projekt ist simpel: Bei Kalkstein handelt es sich um ein Material, das in Palästina in hohen Mengen verfügbar ist.

 

 

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