Bürger und Touristen im Tübinger Stadtraum begegnen dem Werk des Bildhauers und Künstlers Eugen „Ugge“ Bärtle täglich. Da wäre zum einen das Gôgen-Denkmal aus Muschelkalk mit dem Titel „Der Wengerter“ in der Salzstadelgasse. Die Skulptur zeigt einen Weingärtner, nach schwäbischer Mundart auch Gôg genannt, mit einem aus Weidenruten geflochtenen Wanderkorb auf dem Rücken. Zum anderen gibt es den Brunnen aus Travertin an der Eberhardskirche, eine der letzten öffentlichen Arbeiten des 1990 verstorbenen Künstlers.
Zu seinem 110. Geburtstag komprimiert der Künstlerbund Tübingen in Zusammenarbeit mit der Universitätsstadt und dem Ugge Bärtle-Haus die künstlerischen Begegnungen nun unter Dach an drei Ausstellungsorten: in der Kulturhalle, der Künstlerbund-Galerie und dem Ugge Bärtle-Haus, Elternhaus und einstiges Atelier des Bildhauers. Heute dient es als Museum mit dazugehörigem Skulpturengarten.
Zu sehen ist die gesamte Bandbreite seines Schaffens, die Auseinandersetzung mit verschiedensten Materialien, insbesondere Stein, in Form von Skulpturen. Aber auch Grafiken und Zeichnungen prägten sein Werk. Auffällig oft verarbeitete er das Sujet des Reiterstandbildes. „Dabei geht es ihm nicht um die Vermenschlichung von heroischen Reiterdarstellungen, vielmehr sind seine verschmolzenen Wesen aus Mensch und Pferd Ausdruck von Spannung und Kraft, von geöffnetem und umschlossenem Raum, von Zeitlosigkeit und natürlicher Schönheit“, beschreibt Dagmar Waizenegger, Tübinger Kulturamtsleiterin, jene Werke.
Ugge Bärtle, geboren im Jahr 1907, absolvierte eine klassische Steinmetz- und Bildhauerlehre in Tübingen, bevor er an der Akademie der bildenden Künste in München ein Studium der Bildhauerei begann. Während des Zweiten Weltkrieges diente er als Soldat in Frankreich und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1949 kehrte er schließlich mit Frau und Kindern nach Tübingen zurück und widmete sich ganz der Kunst. Mehrere Studienreisen ins Ausland schärften sein Künstlerprofil und erweiterten sein kreatives Schaffen. Zu den Merkmalen seiner Arbeit zählen vor allem das Sperrige, Unperfekte. Widerstand war sein Motto, die Verarbeitung heimischen und harten Gesteins sein Vorlieben. So wählte er zum Beispiel den Diorit oder zeichnete auch mal gern mit der linken Hand, weil das Ergebnis spröde und fragmentarisch war. „Holprig und mit Aussage ist mir lieber als perfekt ohne Aussage“, so sein Statement.
Neben Arbeiten des Künstlers sind auch einige Arbeiten der Mitglieder des Künstlerbundes Tübingen zu sehen, unter anderem von Ralf Ehmann, selbst Bildhauer und erster Vorsitzender des Vereins. „Jeder teilnehmende Künstler hat sich vorab ein Werk Bärtles ausgesucht und darauf mit einem eigenen Werk reagiert. Das sind sowohl materielle als auch thematische Referenzen, die wir in der Ausstellung präsentieren“, erklärt Ehmann.
Die Ausstellung wird begleitet von Vorträgen, Führungen und Lesungen. Ein Film über das Leben und die Arbeit Ugge Bärtles schließt zur Finissage am 7. Oktober die Ausstellung ab.
„Begegnungen mit Ugge“ an drei Orten in Tübingen: in der Kulturhalle, der Künstlerbund-Galerie und im Ugge-Bärtle-Haus
8.09.–7.10.2017
Mittwoch bis Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 15 Uhr
Eintritt frei
Über den Veranstalter
Der Künstlerbund Tübingen wurde 1971 gegründet. Zurzeit zählt der Verein 56 Mitglieder, vorwiegend Künstlerinnen und Künstler aus der Tübinger Region. Er gilt als fester Bestandteil des städtischen Kulturlebens. In der eigenen Galerie „Galerie Künstlerbund“ finden ganzjährig Einzel- und Gruppenausstellungen statt, zudem eine Jahresausstellung in Zusammenarbeit mit der Stadt Tübingen.