26.03.2015

Chancen

Neue Wege in der Weiterbildung

Bei fachspezifischen Weiterbildungen werden verschiedenste Facetten des Steinmetzhandwerks gefördert: Steinmetze beim Mikroskopieren.

Das Berufsbildungswerk des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks (bbw) führte 2011 bis 2014 eine ESF-Projekt* zum Thema „Weiterbildung“ durch. Nina Pörtner, Geschäftsführerin des bbw, erläutert, zu welchen neuen Konzepten und Maßnahmen die Untersuchungen geführt haben. Ein Interview über die Situation in der Aus- und Weiterbildung.

Nina Pörtner, Jahrgang 1956, ist sowohl Steinmetzin als auch Architektin und als Geschäftsführerin des Berufsbildungswerks des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks e.V. (bbw)  für alle Fragen rund um die Aus- und Weiterbildung im Steinmetzhandwerk zuständig. Tel: 0611-9771224, info@bbw-steinmetz.de

Welche Maßnahmen wurden auf Basis Ihrer Untersuchung zur Weiterbildung im Steinmetzhandwerk durchgeführt?

In der Studie stellte sich heraus, dass viele sich nicht richtig informiert sehen in puncto Weiterbildung. Es gibt keinen zentralen Ort mit einer Auflistung aller Weiterbildungsangebote im Steinmetzhandwerk. Mit der Entwicklung unserer Seite www.steinmetz-weiterbildung.de versuchen wir gerade, eine interaktive Informationsplattform zu schaffen, die sämtliche dem Steinmetz zuzuordnenden Fortbildungsangebote versammelt – mit der Möglichkeit, sich direkt online anzumelden. Es geht uns darum, die Suche nach Fortbildungen zu vereinfachen und transparenter zu machen: Allein im fachlichen Bereich haben wir einen riesigen Strauß an Möglichkeiten. Man muss etwa zwischen Aufstiegsfortbildungen oder Anpassungsfortbildungen unterscheiden. Wir wollen die Angebote bündeln, in klarer Form erläutern und Orientierung bieten. Zur Auflockerung sind Statements zu positiv verlaufenden Weiterbildungen geplant. Benutzerfreundlichkeit steht an oberster Stelle. Für uns bietet der Webauftritt zusätzlich die Möglichkeit, Statistiken zu entwickeln – beispielsweise Auswertungen dazu, wie viele Anmeldungen erfolgen oder wie gut ein Seminar gelaufen ist. Bis zur Stone+tec 2015 soll die neu überarbeitete, interaktive Website online gehen.

Welche Weiterbildungsangebote werden mitaufgenommen?

Eine gute Frage: Denn wie geht man zum Beispiel mit Firmenangeboten um? Am Anfang werden Firmen außen vorgelassen. Sobald diese sich aber an uns wenden, muss man sehen, ob wir auch außerhandwerkliche Angebote aufnehmen werden. Die Frage wird sich der bbw-Vorstand erneut stellen. Vorerst präsentieren wir Fortbildungen handwerksnaher Institutionen (z.B. des bbw, anderer Bildungszentren, Berufsschulen wie die Akademie in Demitz-Thumitz oder Handwerkskammern).

Wie sieht es mit Qualitätssicherung aus?

Weiterbildungen werden dann gut angenommen, wenn die Teilnehmer diese regelmäßig nachweisen müssen. Im Steinmetzhandwerk gibt es allerdings noch keine Verpflichtung zur Weiterbildung. Angebote halten dabei manchmal nicht das, was sie versprechen. Das würden wir eigentlich gerne verhindern. Wenn sich die Enttäuschungen häufen, verlieren alle Angebote an Akzeptanz. Das ist sehr schade. Natürlich gibt es Überlegungen des Bundesverbandes des Deutschen Steinmetzhandwerks (BIV), alle Angebote nach bestimmten Kriterien zu prüfen. Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel. Zunächst gehen wir aber davon aus, dass die fachpraktischen Kurse gut sind, weil sie ja von Leuten aus der Praxis angeboten werden.

Gibt es noch weitere Maßnahmen?

Grundsätzlich stehen die qualifizierten Fortbildungsgänge, die vielleicht sogar mit bundeseinheitlichen Lehrplänen arbeiten, im Fokus des bbw-Vorstands. Es gibt eine bbw-Arbeitsgruppe zum Thema Berufslaufbahnkonzept des Steinmetzhandwerks – von der Schule bis hin zur Karriereendstufe. Die Form und Qualität der Lehrgangsangebote sowie ihre Durchlässigkeit – ganz im europäischen Sinne – soll überprüft werden. An der Grundausbildung wird jedoch nichts geändert. Wir wollen darauf aufbauen und vertiefende Gesellenfortbildungsgänge anbieten, die dann eine Spezialisierung ermöglichen. Der Meister soll als Dreh- und Angelpunkt der Ausbildung bestehen bleiben – auch in Verbindung mit anderen Ausbildungen wie der zum staatlich geprüften Steintechniker. Außerdem sind Öffnungen hin zur Hochschulzugangsberechtigung Thema.

Stichwort: Durchlässigkeit.

Durchlässigkeit hat oberste Priorität. Das Handwerk sieht sich etwa auch als Partner derer, die im Studium nicht glücklich geworden sind und sich anders orientieren. Sie sollen einen geregelten Einstieg finden – mit einem attraktiven, gut strukturierten, aber flexiblen handwerklichen Angebot! „Berufslaufbahnkonzept“ ist das Stichwort der Zeit – auch ersichtlich am Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) oder Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR), in denen Durchlässigkeit forciert wird. In der Realität ist diese zwar noch nicht ganz umgesetzt. Es gibt auch gewisse inhaltliche Schwierigkeiten, nicht für jeden kann restlos das Gleiche gelten. Aber die Tendenz geht allgemein in die Richtung, Wege von der Ausbildung bis hin zum Ende der Berufslaufbahn flexibel zu halten.

*Dieses ESF-Projekt auf der Basis von Sozialpartnervereinbarungen ist gefördert durch

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