Frost, Kälte und Schnee – mit etwas Verspätung hat der Winter nun auch Deutschland erreicht. Jetzt heißt es: Warm anziehen, um den eisigen Temperaturen Stand zu halten. Auch viele Kunstwerke aus Naturstein leiden während der kalten Jahreszeit. Doch wie lassen sich Skulpturen im Winter am besten schützen? Das Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen Anhalt (IDK) hat dies im Rahmen des Projekts „Winterschutzeinhausungen von Natursteinskulpturen in national bedeutenden Gartenanlagen, modellhafte Bewahrung von Kulturressourcen und Qualitätssicherung“ untersucht. Das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Projekt wurde 2012 ins Leben gerufen und wird voraussichtlich noch dieses Jahr abgeschlossen. Wir haben mit dem Projektleiter Dr. Christoph Franzen vom IDK gesprochen.
STEIN: Was ist das Ziel des Projekts?
Christoph Franzen: Ziel des Projekts ist es, zum einen besser zu verstehen, was und in welcher Form Winterschutz etwas für die Objekte, für die Skulpturen bringt. Ursprünglich sollte noch differenziert bewertet werden, ob das Einhausen besser ist als das Einhüllen. Jetzt, gegen Ende des Projekts, bin ich der Meinung, dass es keinen großen Unterschied macht, ob wir einhausen oder einhüllen, beides schützt den Stein.
Welche Skulpturen haben Sie im Rahmen des Projekts untersucht?
Das Projekt behandelt nur temporäre Einhausungen – Winterschutz, der im Herbst aufgebaut und im Frühjahr wieder abgebaut wird. Dabei wurden Skulpturen und deren Einhausungen in den Gärten der beteiligten Projektpartner betrachtet: Das Schlösserland Sachsen ist beispielsweise verantwortlich für den Barockgarten Großsedlitz, den Großen Garten Dresden und das Schloss Moritzburg. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ist in Brandenburg für eine ganze Reihe Gärten zuständig, in denen Skulpturen regelmäßig eingehaust werden, unter anderem die Parkanlagen von Sanssouci, der Pfaueninsel, Rheinsberg und Glienicke. Ergänzt wurde das durch ein Freiluftexperiment im Erzgebirge.
Wie sinnvoll sind Einhausungen? Worauf sollte man achten?
Wenn man überlegt, eine Skulptur einzuhausen, sollte man zunächst eine Risikoabschätzung machen. Das Anbringen und Abnehmen der Einhausung sind Arbeiten am oder nahe am Objekt, wodurch Risiken entstehen können. Die Einhausung sollte idealerweise angebracht werden, wenn das Objekt möglichst trocken ist. Das ist jedoch aus praktischer Sicht nicht immer möglich.
Inwiefern?
Bei vier bis fünf Meter hohen Skulpturen braucht man eine langfristigere Planung, beispielweise muss ein Kran bestellt werden. Da lässt sich das mit dem Wetter nicht immer so umsetzen. Daher muss die Skulptur auch unter dem Schutz noch trocknen können.
Können Sie sagen, welches Einhausungssystem beziehungsweise Material am besten geeignet ist?
Im Laufe der Recherchen stellte sich heraus, dass eine große Bandbreite an Materialien und Systemen eingesetzt wird: Holz, Metall, Rahmenkonstruktionen mit Planen aus Baumwolle, Vlies – mit Beschichtung, ohne Beschichtung, aus Kunststoff. Welches Material das Beste ist, lässt sich so pauschal nicht sagen. Jedes System hat Vor- und Nachteile im Bezug auf die Gegebenheiten vor Ort und hat auch mit der Qualifikation der Leute zu tun, die damit umzugehen haben. Ob Holz repariert werden muss oder ein Stoff genäht werden muss, erfordert unterschiedliche Qualifikationen.
Wie relevant ist das Material im Gesamtkontext des Winterschutzes?
Es spielt gar nicht die signifikante Rolle, sondern: Wie ist die Konstruktion aufgebaut im Sinne der Be- und Entlüftung? Wie gut ist der Zusammenhang mit der umgebenden Atmosphäre? Hierfür gibt es keine einfache Lösung wie „Je dichter, desto besser“. Marmorskulpturen zeigen beispielsweise ein anderes Feuchteverhalten als Sandstein. Hier muss man zusammen mit Fachleuten den entsprechenden Weg finden.
Die Einhausungen welcher Skulpturen haben Sie am meisten überzeugt und warum?
In einigen großen Parks und Gärten wird das sehr vorbildlich gemacht, beispielsweise in Sanssouci oder Versailles und auch in Sachsen. Das liegt dann aber vor allem auch an den Personen, den Restauratoren, den Konservatoren, die ihre Verantwortung wahrnehmen und sich darum kümmern.
Können Sie etwas zu den ersten Ergebnissen des Projekts sagen?
Es wird allgemein angenommen, dass Winterschutz schon seit Ewigkeiten vorgenommen wird – auch bei den freistehenden Parkskulpturen. Aber es gibt so gut wie keine archivalischen Angaben darüber. Klare Nachweise gibt es erst seit der Mitte und spätestens seit dem Ende des 20. Jahrhunderts. Für baugebundene Objekte sind Hinweise zu finden, dass es bereits im 19. Jahrhundert Einhausungen gegeben hat.
Gibt es Spuren an den Objekten selbst, die auf einen Schutz schließen lassen? Weist ein guter Erhaltungszustand zum Beispiel drauf hin?
Ich würde jetzt nicht soweit gehen, zu sagen, dass ein guter Erhaltungszustand mit einer frühen Einhausung gleichzusetzen ist. Allerdings sind im Rahmen des Projekts andere Indizien zum Vorschein gekommen: Es gibt zum Beispiel hier im Großen Garten Dresden neben den Skulpturen kleine Fundamente, die zum Aufstellen eines Ständers für eine Einhausung interpretiert werden könnten. Aber das sind nur Hypothesen. Die meisten der im Rahmen des Einhausungsprojektes angesehenen Figuren sind in einem guten Zustand. Dabei stellt das Einhausen eine der Pflegemaßnahmen dar, aber nur eine, denn für den Schutz des steinernen Kulturguts braucht es schon mehr Pflege.
Mehr zum Thema Winterschutz von Natursteinskulpturen lesen Sie in STEIN im Februar 2016.