06.09.2017

Branchennews Chancen

Ein letzter Schlag zum Abschied

 

Nach drei Jahren Ausbildung wartet auf Auszubildende des Steinmetzhandwerks in Wunsiedel traditionsgemäß die Freisprechungsfeier. Seit dem Mittelalter wird die Ausbildungszeit eines Handwerkers mit einem feierlichen Abschluss beendet. Im Vergleich zu damals verzichtet man heute jedoch darauf, seine Azubis mit Bier zu überschütten. 

Ende Juli 2017 feierten die jungen Steinmetzlehrlinge in Wunsiedel den Abschluss ihrer dreijährigen Ausbildung. (Foto: Europäisches Fortbildungszentrum Kompetenzzentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk)
Ein Lehrling beim Schlagen von einem kräftigen und zwei schnellen Hieben. (Foto: Europäisches Fortbildungszentrum Kompetenzzentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk)
Ein Lehrling nach dem Freischlagen auf der Abschlussfeier. (Foto: Europäisches Fortbildungszentrum Kompetenzzentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk)
Die Lehrlinge beim Singen des Zunftliedes. (Foto: Europäisches FortbildungszentrumKompetenzzentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk)

Abschlussfeier mit Tradition

Zwei Gesellen der Dombauhütte Regensburg tragen die historische Fahne der Steinmetzinnung Regensburg und führen den Zug an Lehrlingen in die Werkstatt. Die Ausbildungsmeister folgen mit der Zunftlade. Darin liegen die Werkzeuge der Steinmetze. In der Ausbildungshalle erwartet sie der Leiter des Europäischen Fortbildungszentrums und Zeremonienmeister Erwin Hornauer. „Sind die Lehrlinge zur Zufriedenheit ausgebildet worden?“, fragt er den Lehrmeister Jürgen Richter. Dieser nickt, bejaht. Jeder Lehrling erhält einen Schlag mit dem Richtscheit vom Obermeister der örtlichen Steinmetzinnung, die symbolisch letzte Züchtigung des Meisters und damit Abschied von der Lehrzeit.

Solche Szenen bei der traditionellen Freisprechungsfeier am Europäischen Fortbildungszentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk erscheinen wesentlich zivilisierter als jene, die sich in mittelalterlichen Zeiten abgespielt haben sollen: Da wurde nicht selten geprügelt, geohrfeigt und manchmal die Gesellen mit Bier überschüttet. Nach drei Jahren Lehre und Prüfung werden die Auszubildenden heute zwar immer noch gebührend verabschiedet und Wunsiedel hält an einer traditionellen Feierlichkeit fest, allerdings weniger derb. So zuletzt Ende Juli diesen Jahres, als 32 Lehrlinge des Steinmetzhandwerks ihre Ausbildungszeit beendeten.

An einem Steinblock müssen die frisch gebackenen Gesellen ihre ersten Schläge mit Hammer und Meißel ausführen: Zwei leichte schnelle Schläge, die für Eifer bei der Arbeit stehen, und einen kräftigen Schlag, der Bedächtigkeit symbolisiert. Die Zeremonie endet mit der Zeugnisübergabe und einem Festessen, begleitet mit viel Musik – selbstredend von regionalen Musikanten und ihren Jagdhörnern.

„Dauerhaft Erfolg im Beruf hat nur jemand, der ständig dazulernt“, betont der Leiter des Fortbildungszentrums Erwin Hornauer. „Im Steinzentrum Wunsiedel gibt es ein bedarfsorientiertes Bildungsangebot für unser Handwerk und wir freuen uns über jeden Kursteilnehmer.“

Das Europäische Fortbildungszentrum ist in jüngster Zeit zu einem Kompetenzzentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerwerk erweitert worden. Die Einweihung des Neubaus soll noch 2017 stattfinden. Erweitert wird das Bildungsangebot um die Schwerpunkte Gestaltung und moderne CNC-Technik.

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